Aufstampfen  Sulaiman ihn Daud drehte den Ring an seinem Finger, nur für den kleinen Schmetterling, nicht, um sich aufzuspielen, und da - nun sieh mal an! - da kamen vier riesige Dschinnen aus der Erde.

»Sklaven«, sagte Sulaiman ihn Daud, »wenn dieser Herr hier auf meinem Finger (da saß nämlich der unverschämte Schmetterling) mit seinem linken Vorderfuß aufstampft, dann werdet ihr meinen Palast und diese Gärten mit einem Donnerschlag verschwinden lassen. Wenn er dann wieder aufstampft, dann werdet ihr die Sachen sorgfältig wieder zurückbringen!«

»So, Brüderchen«, sagte er, »nun geh zu deiner Frau und stampf auf, so viel du willst!«

Fort flog der Schmetterling zu seiner Frau, die schrie: »Ich fordere dich jetzt auf, es zu tun, ich verlange, daß du's tust! Stampf auf! Stampf auf! Stampf jetzt gleich auf!« Bilqis sah, wie die vier riesigen Dschinnen sich zu den vier Ecken des Gartens mit dem Palast in der Mitte herabbeugten, und sie klatschte leise in die Hände und sagte: »Also Sulaiman ibn Daud wird nun endlich um eines Schmetterlings willen tun, was er längst für sich selbst hätte tun sollen, und diese zänkischen Königinnen werden es mit der Angst kriegen!«

Dann stampfte der Schmetterling auf. Die Dschinnen beförderten mit einem Ruck den Palast und den Garten tausend Meilen in die Luft; es gab einen ganz schrecklichen Donnerschlag, und alles wurde tintenschwarz. Die Frau des Schmetterlings flatterte in der Finsternis und rief: »O, ich will ja gut sein! Es tut mir so leid, daß ich etwas gesagt habe! Bring bloß die Gärten zurück, mein lieber, herzgeliebter Mann, und ich werde dir niemals mehr widersprechen!« Der Schmetterling hatte beinahe ebenso viel Angst wie seine Frau, und Sulaiman ibn Daud lachte so sehr, daß mehrere Minuten vergingen, ehe er genug Luft holen konnte, um dem Schmetterling zuzuflüstern: »Stampf noch mal auf, Brüderchen! Gib mir meinen Palast wieder, du allergrößter Magier!«

»Ja, gib ihm seinen Palast zurück!« sagte die Schrnetterlingsfrau, die noch wie eine Motte im Dunkel umherflatterte. »Gib ihm seinen Palast zurück, und laß uns nicht noch mehr so gräßliche Zauberei haben!«

»Schon gut, meine Liebe«, sagte der Schmetterling so tapfer wie er nur konnte. »Nun siehst du, wohin deine ewige Meckerei geführt hat. Natürlich macht es keinen Unterschied für mich - ich bin ja an solche Sachen gewöhnt -, aber um ein bißchen nett zu dir und Sulaiman ibn Daud zu sein, macht mir's nichts aus, die Sache wieder in Ordnung zu bringen.« So stampfte er nochmals auf, und in diesem Moment ließen die Dschinnen den Palast und den Garten herunterkommen, ohne auch nur die kleinste Beule. Die Sonne schien auf die dunkelgrünen Orangenblätter, die Springbrunnen spielten zwischen den rosa ägyptischen Lilien, die Vögel sangen weiter, und die Frau des Schmetterlings lag auf der Seite unter dem Kampferbaum, bewegte die Flügel und stöhnte: »Ach, ich will ja gut sein, ich will ja gut sein!« Sulaiman ibn Daud konnte vor Lachen kaum sprechen. Er lehnte sich zurück, ganz schwach, und von Schluckauf geplagt, bewegte seinen Finger auf den Schmetterling zu und sagte: »Du großer Zauberkünstler, was hat es für Sinn, wenn du mir meinen Palast zurückgibst und mich gleichzeitig vor Spaß sterben läßt?«   - Rudyard Kipling, nach: Märchen aus dem Land der Königin von Saba. Hg. Inge Diederichs. Köln 1987

 

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