ufspießen
 

Dem schlauen Vogler, der der Vögel Leben
Zu Anfang schont, auf größern Fang erpicht,
Weil dieser ersten Spiel und Lockung eben
Noch größre Zahl Gefangner ihm verspricht,
Dem gleichen will Cimosk in seinem Streben;
Doch ähnlich sein will Roland jenen nicht,
Die auf den ersten Zug sich fangen lassen,
Und sprengt den Kreis, mit dem sie ihn umfassen.

Der Paladin, da, wo er das Gedränge
Am dichtsten sieht, senkt seinen Speer herab.
Spießt einen drauf und einen aus der Menge
Und den, und den, als wären sie von Papp.
Bis sechse reiht er auf die ganze Länge
Des Speeres auf; doch dieser wird zu knapp
Und läßt dem siebenten kein Plätzchen offen;
Der aber stirbt, vom harten Stoß getroffen.

So pflegt's dem schlauen Fänger wohl zu glücken,
Wenn er die Frosch' im Graben, im Morast,
Den einen nach dem andern, bald im Rücken
Und bald im Schenkel mit dem Spieße faßt,
Ohn' eher sie vom Stechholz abzudrücken,
Als bis der Raum für keinen weiter paßt. -
Die schwere Lanze schleudert weg der Ritter
Und geht nun mit dem Schwert ins Schlachtgewitter. 

   - (rol)

Aufspießen (2)  

"Der eine den andern"

- Goya, Caprichos. Zürich 1972 (detebe 33/1, zuerst 1799)

Aufspießen (3)  

Aufspießen (4)   »Mit Augen, die vom Hunger dunkel geworden waren, trat ich an den Hirten heran, bat um Brot, er aber sagte mir: >Geh und setze dich auf den Esel, wollen wir nach Hause reiten.« Unvernünftigerweise setzte ich mich auf den Esel; es erwies sich, daß dieser Hirt ein Menschenfresser war, er fesselte meine Beine unter dem Bauch des Esels, damit ich nicht fortliefe. Er nahm mich mit in seine Hohle, schob einen Felsen beiseite, der vor den Eingang gestellt war, trug mich hinein, wo noch dreißig Leute waren, einen von ihnen durchstach er mit dem Spieß, briet ihn auf dem Feuer und fraß ihn auf; ich war Zeuge des qualvollen Todes dieses unglücklichen Mannes: weißt du, was ich fühlte, besonders deshalb, weil ich dachte, daß einmal das gleiche mir widerfahren wird?« - »Natürlich hatte es mir gegraust, aber fahre fort, daß ich mich wieder freue.«  

»Weißt du, was ich tat? Ich wandte meine Aufmerksamkeit darauf, daß der Menschenfresser in einen tiefen Schlaf fiel. Da| kroch ich zu meinen Kameraden und sagte: »Dies ist die Stunde des Lebens oder des Todes! Nagt meine Fesseln mit euren Zähnen auf.< Achtundzwanzig Leute stürzten sich auf meint Fesseln und nagten daran mit den Zähnen, bis sie zerrissen. Ich ging hierhin und dorthin, fand aber keine Möglichkeit ein Auswegs; am Ausgang aus der Höhle stand ein Felsen. Weil du, was ich tat? Ich ging und nahm jenen Spieß, machte ihn im Feuer heiß und drückte ihn mit voller Kraft dem Menschenfressser ins Auge; das Auge floß aus; der Spieß drang in die Erde. Der Menschenfresser sprang auf: >Königssohn, das sind deine Streiche !< sagte er. Tastend suchte er mich hier und dort, ich aber lief immer vor ihm fort. Am Morgen trieb er die Herde hinaus, um mich zu finden, ich kroch in eine Ziegenhaut und ging zwischen seinen gespreizten Beinen hindurch. Als ich durchgekommen war, ließ ich meine Stimme vernehmen: >Hundesohn, ich habe mich von dir befreit.« Er aber stellte mir nach, rollte vom Felsen herab und zerschlug in tausend Stücke.«   - Armenische Märchen. Hg. Isidor Lewin mit Uku Masing. Düsseldorf, Köln 1982 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

 

Ritter Spieß

 

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