Aufschneiden
 
 

Vom Adamsapfel in der Mitte
Am Nabel links in keckem Schnitte
Bis zur Symphyse schneide man
Und wend’ die ganze Schneide an.

Vorsichtig durch des Bauches Decken,
Um nicht dem Darme eins zu stecken;
Dann kerbt man beide Rekti ein:
„Er“ macht das ganz besonders fein!

Drauf gilt’s mit ein’gen Messerzügen
Den Brustkorb sauber frei zu kriegen,
Wälzt man die Haut nicht tüchtig um,
Nimmt das der Meister gerne krumm.

Nun überblickt man schnell die Lichte
Des Bauch’s sonst düstere Geschichte,
Und bringt da recht vornehmlich bei,
Was etwa nicht in Ordnung sei.

Man sehe, ob im kleinen Becken
Nichts Patholog’sches zu entdecken,
Denn thut man das erst hinterher,
Ist oft die Diagnose schwer.

Zumal, wenn’s gilt den Bauch zu füllen,
Um eines Pneumothorax willen;
Es wird ja, ist darauf Verdacht,
Voll Wasser ganz der Bauch gemacht.

Das Zwerchfell sticht man an darunter,
Und trifft sich’s, steigen Bläschen munter
An’s Tageslicht mit viel Getös:
Versäumt man’s, wird der Meister bös.

Nun greift man zu dem Knorpelmesser –
Das alte kleine ist oft besser,
Doch breche man es ja nicht ab,
Wozu der Staat sein Geld nicht gab!

- Der Prosector in der Westentasche

 

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