uerhahn Vor
andenhalb Jahrhunderten fuhr ein Ostjake auf dem Ob zum Fischfang im Gebiet
von Nishne-Lumpakolsk. Er fing den Fisch Johol-pon. Er schwamm zum Ufer und
sah auf dem Sand einen Auerhahn. Er saß ruhig da. Der Ostjake hatte kein Gewehr.
Das bedauerte er. Er warf eine Handvoll Sand auf den Auerhahn. Der Aufhahn flog
etwas auf und setzte sich wieder. Dann jagte der Ostjake ihm nach. Er holte
ihn ein. Dem Ostjaken wurde heiß, er zog sich die Jacke aus. Aber der Auerhahn
lief weiter auf der Erde entlang. Plötzlich schien es dem Ostjaken, als ob seine
lange verstorbene Mutter auf dem Ast eines Baumes sitze
und mit den Beinen schlenkere. Sie sagte; »Sohn, mein lieber Sohn, ich warte
schon lange auf dich. Komm her, damit ich dich wenigstens küsse.« Der Ostjake
freute sich und ging zu ihr. Er beugte sich hinzu, um seine Mutter zu küssen
und verlor das Bewußtsein. Er kam zur Besinnung und sah, daß sie fliegt und
ihn auf den Flügeln trägt; den Fluß Ob überflog sie einige Male. Sie flog zu
sich nach Hause. Dort begann sie, ihn zu hegen und zu pflegen, sie sagte:
»Wir werden miteinander leben wie Mann und Frau.« Sie hatte viele Felle und viel Gutes. Die ganze Wohnung war mit Fellen ausgelegt. Der Ostjake willigte nicht ein, mit ihr zu leben. Aber sie zog ihn dennoch auf den Ehrenplatz des Zimmers. Der Ostjake dachte jedoch an sein Haus, seine Familie, seine Kinder, seine Frau und begann bitterlich zu weinen. Sie aber sagte: »Weine nicht über dein Zuhause. Ich werde ihnen einen Erwerb geben, alle Tiere und Vögel werde ich schicken, ich sehe deine Leute, wenn sie auf die Jagd gehen. Bleibe hier!« Aber der Ostjake willigte nicht ein. Er geht auf die Straße und denkt daran, fortzulaufen. Aber immer kommt er unfreiwillig zum Haus der Frau zurück. Die Tiere laufen um ihn herum, aber er sieht sie nicht und schießt nicht auf sie. »Warum tötest du die Tiere nicht?« »Ich sehe sie nicht«, antwortete der Ostjake. »Sei nicht betrübt, wir werden bis zum ersten Kind zusammen leben, und dann wirst du nach Hause gehen und ich werde mit dir gehen. Du wirst mit deiner Frau leben und ich mit deinen Brüdern.«
Der Ostjake willigte nicht ein. Sie rief ihn auf den Ehrenplatz. So ging
er auf den Ehrenplatz, ging zu ihr und blieb bei ihr. In der Hütte war immer
wenig Licht. Sie war jedoch eine Schönheit, nur hatte sie einen langen Bart.
- Märchen der Ostjaken,
nach: Claudia Schmölders, Die wilde Frau. Köln 1983
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