rmer reicher Mann LIPS : Armut is ohne Zweifel das Schrecklichste. Mir dürft* einer 10 Millionen herlegen, und sagen, ich soll arm sein dafür, ich nehmet s' nicht. Und was schaut anderseits beim Reichtum heraus ? Auch wieder ein Ödes abgeschmacktes Leben. Wenn einem kleinen Buben nix fehlt, und er is grantig, so gibt man ihm a paar Praker, und 's is gut. Vielleicht helfet das bei mir auch, aber bei einem Bub'n in meinem Alter müßten die Schlag vom Schicksal aus-eehn, und von da hab' ich nix zu reskier'n. Meine Gelder liegen sicher, meine Häuser sind assekuriert, meine Realitäten sind nicht zum stehlen - bin der einzige in meiner Familie, folglich kann mir kein teurer Angehöriger sterben, außer ich selber, und um mich werd' ich mir auch d' Haar nicht ausreißen., wenn ich einmal weg bin. - Für mich is also keine Hoffnung auf Aufrieglung, auf Impuls. -
Jetzt hab' ich Tafel g'habt, wenn ich nur wüßt', wie ich bis
zur nächsten Tafel d' Zeit verbring'! - Mit Abenteuer? mit Spiel? - Das Spielen
is nix für ein Reichen, wem 's VerHeren nicht mehr weh tut, dem macht 's Gewinnen
auch kein3 Freud'1 - Abenteuer? da'muß ich lachen l für einen Reichen existieren
keine Abenteuer, 's Geld räumt zu leicht d' Hindernisse auf die Seiten. Wo sollen
da die Abenteuer herkommen? Man is und bleibt schon auf die faden Alletagsgenüsse
reduziert, die man mit Hülfe der Freundschaft hinunterwürgt. Das is noch das
Schönste, über Mangel an Freunden darf sich der Reiche nicht beklagen. Freunde
hab' ich, und das was für Freunde! den warmen Anteil, den sie nehmen, wenn s'
bei mir essen, das heiße Mitgefühl, wenn s' mit mir zugleich einen Punschdusel
kriegen, und die treue Anhänglichkeit! ob einer zum Losbringen war'! - keine
Möglichkeit! Ich bin wirklich ein beneidenswerter Kerl, nur schad', daß ich
mich selber nicht beneid'I - - Johann Nestroy, Der Zerrissene In: J. N., Werke,
Hg. O. M. Fontana. Darmstadt 1968 (zuerst 1845)
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