rkanum   Sympathetisches Arkanum wider alle Krankheiten:  Wenn man ein Stück Schweinenfleisch in des Patienten Urin kochet, bis es gar einseudt, alsdann frischen Urin von ebendemselben daran geußt, abermals einkochet und dieses auch zum gten Male verrichtet; hernach dasselbige Fleisch einem hungerigen Hunde oder Schwein (aber nicht zum Nachteile anderer Menschen) zu fressen fürwürft, so wird solches Vieh mit der Krankheit infizieret werden und krepieren, der Patiente aber genesen. - (zauber)

Arkanum (2)   Die erste Materie (Prima Materia) ist das erste Arcanum, der Stein der Weisen (Lapis Philosophorum) ist das zweite, Mercurius des Lebens (Mercurius Vitae) ist das dritte, Tinctura das letzte. Nach dieser Ordnung werden wir sie in der Praxis anzeigen. Hier geben wir das Gebaren der vier Arcana bei ihren Wirkungen an.

Zuerst von der ersten Materie. Merket euch, daß die erste Materie ihre Bestimmung, wozu sie bestimmt ist, selbst vom ersten Ursprung bis zur letzten Aufgabe erzeugt. Ein Samen liefert das ganze Kraut mit allen neuen Tugenden und er verzehrt das alte Wesen aller, so daß die alte Substanz, das alte Wesen und die alte Natur hier keine Wirkung mehr haben. So sprechen wir auch von der ersten Materie, daß wir von einem Samen wie das Gewächs auf dem Felde, entsprechend der wachsenden Natur wachsen. Die «rste Materie führt eine neue Jugend in den Menschen ein und verzehrt die alte, wie ein neues Kraut aus einem neuen Samen in einem neuen Sommer und Jahr entsteht.

Der Stein der Weisen ist das zweite Arcanum. Er hat seine Wirkung in anderer Weise und auch ein anderes Gebaren. Wie das Feuer die schmutzige („beschissene") und gefleckte („vermackelte") Haut des Salamander säubert, sie rein und sauber macht wie ein Neugeborenes, so reinigt der Stein der Weisen den ganzen Körper und säubert ihn von all seinem Unflat. Er bringt auch neue und junge Kräfte.

Mercurius des Lebens ist das dritte Arcanum. Er zeigt sein Gebaren bei seiner Wirkung wie ein Eisvogel, der sich mausert in Jahreszeit und sich mit neuen Federn ziert. So wirft auch er die Nägel, die Haare, die Haut und was unrein ist, vom Menschen aus. Er läßt sie von neuem wachsen und erneuert den alten Leib, wie wir es vom Eisvogel angezeigt haben.

Tinctura ist das vierte Arcanum. Sie zeigt ihr Gebaren wie Rebis, der aus Silber und aus anderen Metallen Gold macht. Auch Tinctura greift den Körper in der Weise an, sie nimmt das schlechte Wesen, sein Unpassendes und seine Grobheit. - (par)

Arkanum (3)  Khadidja gab ihre innere Erregung zu erkennen: ich spürte etwas wie Pulsschläge oder leichte Kontraktionen, die man in einem tiefen Stollen wahrnehmen könnte, wenn die Erde ein Lebewesen wäre und die einsam in ihren verborgenen Winkeln tätigen Menschen eine Antwort aus den entlegensten Gefilden dieses großen empfindungsfähigen Tieres erhielten; etwas, das ich, lange Zeit ein Liebhaber alchimistischer Bücher und begeisterter Anhänger der alten Theorien über die Natur des Feuers und der modernen Hypothesen über die Struktur der Materie, mit dem (ad hominem geführten) Beweis für das wirkliche und nicht mythologische Vorhandensein einer im Schoß der Metalle verborgenen Sexualität verglich, ferner mit meiner einstigen Illusion, mit eigenen Augen das unterste Fundament der Welt erblickt zu haben, als ich (bei einem Besuch in der École de Physique et Chimie, den ein Lehrer dieses Instituts mir ermöglicht hatte) an dem klassischen Experiment teilnahm, das die »Brown'sche Bewegung« demonstrieren sollte: der Untersuchung einer gallertartigen Lösung unter dem Ultramikroskop, bei der die ungeordnete Bewegung von in einer Flüssigkeit schwimmenden Korpuskeln sichtbar wird, so daß ich - entzückt über den Anblick von Punkten, angestrahlt von dem schräg einfallenden Licht, das sie in auf dem schwammigen Boden herumgeisternde Sterne verwandelte - mir ohne weiteres einbilden konnte, in die Arkana des molekularen Lebens einzudringen; ferner etwas, das mich lange nach der flüchtigen Berührung meines Schicksals mit dem Khadidjas an diese letzte Wirklichkeit gemahnte, die es in einem nun schon fast dreißig Jahre zurückliegenden nächtlichen Traum oder Halbtraum wie durch ein Wunder anzunehmen schien: ich hatte den Tag im Atelier jenes Freundes verbracht, bei dem das Wort eternel ein solch hohes Ansehen genoß, und Zeichnungen von ihm gesehen, welche die Strukturen von nackten Menschen zeigten. Diese Skizzen kamen mir im Schlaf wieder in den Sinn und schienen weniger Zeichnungen als divinatorische Graphiken, Diagramme oder vielmehr die Schemata der Wahrheit zu sein. Durch diese Schemata hindurch sah ich mein Leben (dessen Hauptlinien mit ihnen zusammenfielen) und hinter meinem Leben etwas in der Form und im Stoff nicht zu Beschreibendes, das ich "résistance" nannte. Dieses Herz der Erde, die Seele der Minerale, das tiefste Innere des Schicksals und der Dinge glaubte ich fast zu berühren, als ich die spürbaren Zeichen von Khadidjas Lust bemerkte.   - Michel Leiris, Die Spielregel 2. Krempel. München 1985 (zuerst 1955)

Arkanum (4)  Nach dem Erdbeben, das drei Viertel von Lissabon dem Erdboden gleichgemacht, hatten die Weisen des Landes kein wirksameres Mittel gefunden, um der völligen Vernichtung der Stadt Einhalt zu gebieten, als die Veranstaltung eines prachtvollen Autodafés. Die Universität Coimbra hatte nämlich entschieden, das erhebende Schauspiel einiger Menschen, die lebendigen Leibes an einem langsamen Feuer zu Tode geröstet wurden, sei ein unfehlbares Geheimmittel, um künftigen Erdbeben vorzubeugen.

Demzufolge hatte man einen Mann aus Biscaya aufgegriffen, der überführt war, seine Gevatterin geehelicht zu haben, ferner zwei Portugiesen, die beim Verspeisen eines Hühnchens den Speck herausgeschnitten hatten. Nach dem obenerwähnten Mahl erschienen Häscher und schlugen den Doktor Pangloß und seinen Schüler Candide in Bande, den einen wegen seiner Äußerung, den andern weil er ihm beifällig zugehört hatte. Alle beide wurden einzeln abgeführt und in eiskalten Löchern in Gewahrsam genommen, in Kammern, worin man von der Sonne nie belästigt wurde. Acht Tage später legte man jedem einen Sanbenito an und setzte ihnen auf den Kopf eine spitze Papiermütze. Candides Sanbenito wie auch seine Papiermütze waren mit zur Erde züngelnden Flammen und mit Teufeln bemalt, die weder Schwänze noch Klauen hatten. Die Teufel auf des Pangloß Vermummung aber waren mit Krallen und Schwänzen versehen, und die Flammen loderten aufwärts. In diesem Aufzug schritten sie in der feierlichen Prozession mit und hörten eine höchst pathetische Predigt an, auf die eine schöne, gar eintönige Musik folgte. Während man fromme Lieder absang, wurde Candide dazu im Takt gestäupt. Der Biscayer und die beiden Männer, die keinen Speck hatten essen wollen, wurden verbrannt, und Pangloß wurde gehenkt, obschon das sonst nicht der Brauch war. Am selben Tag bebte die Erde abermals unter gewaltigem Getöse.   - Voltaire, Candide oder Der Glaube an die beste der Welten, nach (vol2)

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