rkadien   Das von Virgil ›entdeckte‹ Arkadien ist ein strenger, rauher, gewalttätiger, leidenschaftlicher Ort, der von Zauberei verstört und von einem machtvollen prophetischen Geschick aufgerührt wird. Die Plagen der Welt erreichen es zwar, können ihm aber nichts anhaben; denn dieses Arkadien ist ein unzerreißbares Gewebe, ein Gewebe aus Worten. In der Mitte des Labyrinths weilt der Gott Pan: der einsame, räuberische Gott; der »Gott der Vergewaltigung«.  - Manganelli furioso. Handbuch für unnütze Leidenschaften. Berlin 1985

Arkadien (2)    Ich glaube, Goa war anfänglich, in seinem ursprünglichen Entwurf, als Arkadien geplant. In einem Kontinent, wo alles nach einem angstvoll ausufernden Maß gemacht ist, die Flüsse über die Ufer treten, die Berge unbesteigbar sind, die Sümpfe Malaria ausdünsten und die Winde alles hinraffen, erscheint Goa als die einzige Vorratskammer von Bächen, Feldwegen, Blättern, die unglaublicherweise rauschen, friedlichen Tieren, die aber ein bißchen weniger abgemagert sind als anderswo. Aber nein, ich ertappe mich bei einem Irrtum. In Wirklichkeit ist in diesem Arkadien zumindest ein Schönheitsfehler deutlich sichtbar: die Hunde. Bis jetzt hat mich in Indien noch kein Hund angebellt: aber hier in den katholischen Sakristeien stoße ich zum erstenmal auf Hunde, die knurren, mich verabscheuen und mit Knutenhieben beschwichtigt werden: kein Zweifel, diese Hunde haben eine abendländische Moral. Ein einheimischer Hund hätte weder gebellt noch geschwänzelt, er hätte mich vollkommen ignoriert.  - Giorgio Manganelli, Das indische Experiment. Berlin 2004 (zuerst 1992)

Arkadien (3)   

Bis zu meinem Ohr war gedrungen der schändliche Ruf der Zeit.
Ich schwebe herab vom Olymp, ihn falsch zu erfinden
hoffend, und wandle als Gott unter Menschengestalt auf der Erde.
Aufzuzählen, wieviel an Schaden ich überall fand, es
währte zu lange: der Ruf, er war su gut vor der Wahrheit.
Maenalus hatt' ich durchschritten, den Schlupf der gefürchteten Tiere,
auch die Cyllene, den Forst mit den Fichten des kühlen Lyæus,
trat in den Hof dort des Herrn von Arcadien, unter des Hauses
ungastlich Dach, als spät die Dämmerung nach sich die Nacht zog.
Zeichen gab ich, genaht sei ein Gott, und zu beten begonnen
hatte die Menge. Er lacht zunächst ihrer frommen Gelübde,
spricht dann: „Ob dieser ein Gott, ob ein Sterblicher, werd' ich mit klarer
Scheidung erproben; es wird nicht im Zweifel bleiben das Wahre."
Unvermutet mich nachts, wenn Schlaf mich befangen, zu morden,
dies war sein Plan, eine solche Erprobung der Wahrheit gefiel ihm!
Nicht zufrieden damit, durchschnitt mit dem Dolch er die Kehle
Eines, den ihm der Stamm der Molosser als Geisel gesendet,
ließ die zuckenden Glieder zum Teil in siedendem Wasser
kochen sodann und zum Teil sie braten über dem Feuer.
Als auf den Tisch er sie setzt, laß ich die rächende Flamme
stürzen das Dach auf die ihres Herren werten Penaten.
Da entflieht er erschreckt. Als er Feldes Stille erreicht hat,
heult er hinaus: zu reden versucht er umsonst. Das Gesicht zieht
Wut aus des Mannes Natur. In gewohnter Begierde zu morden
stürzt er sich unter das Vieh und schwelgt auch jetzt noch im Blute.
Borsten ergibt das Gewand, zu Schenkeln werden die Arme.
Wolf wird er so und bewahrt die Spur seiner alten Erscheinung:
gleich ist des Haares Grau und gleich der grimmige Ausdruck,
ebenso stechend der Blick, das Bild von Wildheit das gleiche. 

- (ov)

 

Paradies

 

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