rgentinier Neben der 20-mm-Flak lehnt Graciela Imago Portales und träumt. In ihren großen Tagen war sie die Stadtidiotin von B. A., eine Irre von der harmlosen Art, die Freunde hatte quer durch das ganze Spektrum, von Cipriano Reyes, der einmal für sie intervenierte, bis zur Acción Argentina, für die sie arbeitete, kurz bevor die Gruppe aufflog. Sie war eine besondere Favoritin der Literaten. Borges soll ihr einmal ein Gedicht gewidmet haben («El laberinto de tu incertidumbre / Me trama con la disquietante luna...»).
Die Mannschaft, die dieses U-Boot gekapert hat, stammt aus allen möglichen
argentinischen.Manien. El Ñato spricht in einem Gaucho-Slang
des 19. Jahrhunderts - Zigaretten sind «pitos», Kippen sind «puchos», es ist
kein Caña, was er trinkt, sondern «la tacuara», und wenn er besoffen ist, dann
ist er «mamao». Manchmal muß Felipe für ihn dolmetschen. Felipe ist ein schwieriger
junger Poet mit einer Unmenge unerfreulicher Enthusiasmen, darunter auch romantischen
und unzutreffenden Vorstellungen vom Leben der Gauchos. Er hängt ständig am
Rockzipfel von El Ñato. Beláustegui, der an Bord den Leitenden Ingenieur spielt,
ist aus Entre Rios und ein Positivist in der lokalen Tradition. Für einen Propheten
der Wissenschaft führt er eine beachtliche Messerhand, was mit ein Grund ist,
weshalb sich El Ñato noch nicht mit diesem gottlosen mesopotamischen Bolschewiken
angelegt hat. Es ist eine Belastung für ihre Solidarität, aber schließlich nur
eine unter mehreren. Luz ist zur Zeit mit Felipe zusammen, obwohl sie eigentlich
Squalidozzis Freundin sein soll - nachdem Squalidozzi auf seinem Ausflug nach
Zürich verschüttgegangen war, hatte sie sich auf der Basis einer eindringlichen
Rezitation von Lugones' «Pavos Reales» mit dem jungen Dichter eingelassen,
in einer lauen Nacht, als sie vor Matosinhos lagen. Für diese Bande ist Nostalgie
wie Seekrankheit: nur die Hoffnung, daran zu sterben, hält sie am Leben.
- Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei Hamburg 1981
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