(wesch)
Archiv
(2)
VERZEICHNIS EINER SAMMLUNG
VON GERÄTSCHAFTEN, welche in dem Hause des Sir H. S. künftige Woche öffentlich
verauktioniert werden soll
Nach dem Englischen
1) Ein Messer
ohne Klinge, an welchem der Stiel fehlt.
2) Ein
doppelter Kinder-Löffel für Zwillinge.
3) Eine
Repetier-Sonnenuhr von Silber.
4) Eine
Sonnenuhr an einen Reisewagen zu schrauben.
5) Eine
dito, welche Lieder spielt.
6) Eine
Schachtel voll kleiner feingearbeiteter Patronen mit Pulver gefüllt, hohle
Zähne damit zu sprengen.
7) Eine
Chaise per se (soll vermutlich percée heißen). Wenn man sich gehörig darauf
setzt, so wird ein Dusch mit Pauken und Trompeten gehört. Er schallt durch
das ganze Haus. Ein Möbel für einen großen Herrn. Hat 100 Guineen gekostet.
8) Eine
große Sammlung von porzellanenen Kammertöpfen,
von zum Teil sehr lustigen Formen. — Die beiden letzten Artikel können
eine Stunde vor der Auktion hinter einer spanischen Wand oder auch in einem
Nebenzimmer probiert werden.
9) Eine
Bettstelle, in Form eines Sarges, schwarz gebeizt, mit überzinnten Henkeln,
nebst 12 Gueridons für 12 Nachtlichter. Für Methodisten und Betschwestern.
10) Eine
dito Bettstelle, sich selbst des Nachts darin in der Stube herum zu fahren.
11) Ein
prächtiges Imperial-Bett, worin drei Großveziere an der Pest gestorben.
12) Eine
vortreffliche Sammlung von Instrumenten, die Juden zu bekehren. Sie sind
meistens von poliertem Stahl, und das Riemenwerk von rotem Marocco. Zumal
ist die große Peitsche ein Meisterstück der englischen Riemer-Künste.
13) Ein
vortrefflich gearbeitetes Modell von einem Leichen-Wagen, zwölf Leichen
zugleich darin hinaus zu fahren.
14) Eine
Flasche mit Wasser aus einem Stück Eis, welches im Jahr 1740 noch um Pfingsten
auf der Straße gelegen. Es hat die sonderbare und von keinem Physico noch
bemerkte Eigenschaft, daß es bei jedem kalten Winter, wenn man es hinaus
setzt, sich gleichsam seiner Freiheit erinnert, und das Glas zersprengt.
Der Selige hatte der Königl. Sozietät eine Abhandlung darüber überreicht,
sie ist aber wegen allerlei Kabalen nie gedruckt worden.
15) Ein
goldner Trumpfzähler. Etwas Einziges in seiner Art. Er wird wie ein Ring
an den Finger gesteckt, doch so, daß er über ein Gelenk zu stehen kommt.
Wenn ein Trumpf gespielt wird, biegt man den Finger sanft, so zeigt er
die Zahl der gespielten Trümpfe ungefähr wie ein Schrittzähler die Schritte.
16) Eine
ganz vollständige Haus-Pulvermühle, worin jedermann sein Schießpulver selbst
verfertigen kann, und zwar einen halben Zentner auf einmal. Sie ist so
bequem eingerichtet, daß sie unter einem etwas großen Schreibtisch, oder
auch unter einer etwas erhöhten Bettlade in Gang gesetzt werden kann. Der
Pudel, der das Rad treibt, wird mit verkauft.
17) Ein
astronomischer Vexier-Tubus, wenn ein Freund durchsieht und man drehet
eine kleine Schraube, so bläset er demselben Pfeffer und Schnupftabak in
die Augen. Ist auch auf der Erde zu gebrauchen. Hierüber soll der Selige
einmal ein Paar Ohrfeigen bekommen haben.
18) Ein
vortrefflicher Jagd-Tubus mit einem Flintenschloß, wenn man die Gläser
heraus nimmt, welches mit einem einzigen Ruck geschieht, (eigentlich werden
sie bloß in ihre Seitenbehälter geschoben), so kann man kleine Vögel damit
schießen.
19) Ein Barometer, weIches immer
schönes Wetter zeigt. Das Thermometer dabei zeigt Jahr aus Jahr ein eine
angenehme temperierte Wärme.
20) Ein vollkommener
Apparat von allerlei Trauergeräte für hohe Häuser, als:
a) Ein
schwarzes Billard mit weißen Schnüren und schwarz an-gelaufenen Nägeln
beschlagen, und rings umher mit Festons von weißem Kattun behangen. Die
Glockchen an demselben sind von Silber, aber mit schwarzem Sammet gedämpft.
b) Ein
Dutzend Trauerwürfel schwarz mit weißen Punkten.
c) Ein
Dutzend dito für halbe Trauer, violett mit schwarzen Punkten.
d) Ein
Vorrat von Lombre- sind Tarock-Karten mit breitem schwarzem Rande, und
andern bloß schwarz,auf dem Schnitt, ebenfalls für halbe Trauer.
c) Einige
Dutzend Liqueur-Gläschen in der Form von antiken Tränen-Fläschchen, zum
Schnapsen bei der Leiche.
f) Ein
ansehnliches Konvolut von Rezepten, fast die meisten Gerichte, als Suppen,
Gemüse, auch Gebackenes völlig unschädlich schwarz zu färben, worunter
auch eines, die Zitronen und Zwieback bei der Leiche schwarz zu beizen..
g) Ein
vortreffliches, vollständiges Tafel-Service von Porzellan, wovon jedes
Stück auf eine sinnreiche Art auf den Tod anspielt, welches alles hier
zu weitläuftig wäre herzuerzählen. Nur eins anzuführen, so ist zum Beispiel
die Butterbüchse ein Todenkopf so natürlich und mit solcher Kunst gearbeitet,
daß man glaubt er lebe. Der Deckel, oder der obere Teil des Cranii,
ist, selbst inwendig, so osteologisch richtig geformt, daß, wenn man den
Kopf mit Butter etwas hoch anhäuft und den Deckel gehörig darauf drückt,
die Butter völlig die Form des Gehirns annimmt,
welches auf der Tafel, zumal wenn man der Butter die gehörige Farbe gibt,
schauderhaft schön aussieht. Bei einem Versuche, den der Selige einmal
damit machte, fielen, als er die Butter anschnitt, einige Damen und Chapeaux
in Ohnmacht, andere sprangen vom Tische auf, und keiner, den Wirt ausgenommen,
konnte von der Butter essen.
h) Eine
bleierne Eß-Glocke, während der Trauer zu läuten.
i) Mehrere
schwarz emaillierte Halsbänder mit weißen Todenköpfen, für die Jagdhunde.
k) Mehrere
Masken für Personen, die nicht weinen wollen oder können. Sie sind alle
von den größten Meistern Englands gearbeitet, und von großer Schönhcit,
zwar blaß aber zum Entzücken, zumal die Frauenzimmer-Masken. Die Tränen
an denselben sind durchaus durch natürliche Perlen vorgestellt, worunter
einige an den Masken für die nächsten Verwandten, von der Größe einer Erbse
sind usw.
21) Ein Suite von Kleidungsstücken
für ein Kind mit zwei Köpfen, vier Beinen und vier Armen, von der Wiege
an bis ins zwanzigste Jahr. Ein wahres Meisterstück der Schneiderkunst.
Sie können auch zur Probe von zwei einzelnen Menschen angezogen werden,
welches, zumal in gemischter Gesellschaft, zu drolligen Szenen Anlaß gibt.
22) Eine
Sammlung von vortrefflichen Formen, Drittel- und Zwei-drittel-Stücke zu
gießen, nebst einem Zentner Metall dazu. Dieser Artikel wird um der Delikatesse
der Käufer zu schonen, im Dunkeln verauktioniert und im Dunkeln abgeliefert.
Das dafür zu entrichtende Gdd wird von dem Auktionator bei einer Diebs-Laterne
in einem Winkel gezählt. Er ist ein Mann von Ehre.
23) Einige
Flaschen Lappländer Achtundvierziger. Im Englischen steht: some bottles
of Iceland—Madeira (einige Flaschen von Isländischem Madeira).
24) Eine
ganze Sammlung von teils verbotenen teils sehr verrufenen Büchern mit Kupferstichen
von großer, obszöner Schönheit. Sie sind sämtlich in schwarzen Korduan
mit goldenem Schnitt gebunden, zum Gebrauch der Jugend zu Eton und Westmünster*,
sich in der Kirche damit zu amüsieren.´
25) Ein
höchst merkwürdiges Stück. Eine kleine mit unbeschreiblicher Kunst gearbeitete
Maschine, das concubinium (soll wohl heißen connubium oder commercium)
animae et corporis zu erklären. Die Walze, welche alles in Bewegung setzt,
hat drei verschiedene Stellungen für die drei bekannten Systeme; eine für
den physischen Einfluß, eine für die gelegenheitlichen Ursachen, und eine
für die vorherbestimmte Harmonie. Doch hat die Walze noch Raum für zwei
bis drei andere; nur müssen sie einen Leib und eine Seele statuieren, doch
könnte im Fall der Not die Seele auch heraus genommen werden. Der Leib
an diesem kostbaren Werke ist von viel mehr als halbdurchsichtigem Horn
gearbeitet, und etwa vier bis fünf Zoll lang. Die Seele aber, nicht größer
als eine große Ameise, ist ganz, Flügelchen und alles, von Elfenbein, nur
ist ihr linkes Beinchen etwas schadhaft. Die Bewegung wird der Maschine
durch keine Kurbel mitgeteilt (man würde sie damit zerreißen), sondern
durch ein Paar kleine Windmühlen-Flügel aus der feinsten Goldschläger-Haut,
gegen welche mit einem dazu gehörigen und in einiger Entfernung von der
Maschine befestigten so genannten doppelten, stäte fortblasenden Blasebalg
(follis infinitus) geblasen wird, durch diese Flügel wird eine Schraube
ohne Ende (cochlea infinia) gedreht, welche alles in Bewegung setzt.
26) Die
Peinliche Halsgerichts-Ordnung (im Englischen steht die Habeas Corpus Akte)
von dem Seligen selbst in Musik gesetzt.Es ist die vollständige Partitur
mit Pauken und Trompeten. Bei einigen Passagen enthält das Accompagnement
sogar Kanonen-Schüsse. Sonst hat hier und da auch die Maultrommel Solo.
27) Einige
Formen, Petrefacta zu machen. Das Rezept zur Masse ist dabei. Auch ein
Vorrat von Pectiniten, Terebratuliten, Ammonshörnern u.s.f., auch ganz
neu erfundenen Muscheln, die damit verfertigt worden; sie lassen alle völlig
antik.
28) Das seltenste Stück, nicht allein
in dieser Sammlung, sondern vielleicht in der ganzen Welt, nämlich ein
Stück echten Granits, worin ein metallenes Aleph so fest steckt, daß es
durch Menschenhände unmöglich hinein gekommen sein, ja, ohne das Ganze
zu zertrümmern, auch nicht dadurch heraus gezogen werden kann. Alle, die
es sehen, bekennen einstimmig, daß es zum Bücherdruck gedient habe. Der
Selige hat es von einem vornehmen Herrn, der seine Länder auf dem Berge
Libanon hat, für eine große Summe gekauft.
29) Eine
prächtige Staats—Karosse mit vieler Vergoldung. Hoch über dem Kutschersitze
ist ein prächtiger Spiegel angebracht, der gegen
die Ebne, worauf die Kutsche steht oder geht, unter einem Winkel von 450
nach der Kutsche zu geneigt ist. Hinten über der Kutsche korrespondiert
ihm ein ähnlich liegender, aber entgegengesetzter. Durch dieses prachtvolle
Polemoskop wird der Kutscher in den Stand gesetzt, auf dem Bocke sogleich
zu sehen, ob sich jemand hinten aufgesetzt hat. Ist dieses der Fall, so
stampft er nur mit dem Fuß auf eine Feder, und der Passagier bekömmt sogleich
einen derben Stoß gegen das Sitzfleisch, so daß er nicht leicht wieder
kömmt.
30) Ein Gespann Pferde,
denen der Verstorbene das Makulaturfressen beigebracht hat. Ein Artikel
für Buchhändler und Verleger.
* Der
Übersetzer hat es nicht wagen wollen, die Namen dieser berühmtesten Schulen
Englands mit deutschen.zu vertauschen, so leicht es auch sonst gewesen
wäre. - (
licht
)
Archiv
(3)
Wahr ist's, noch andre Reise muß geschehen, So über dies, wie andres mehr, verbreitet Vier Rosse, die der Flammen Rot besiegen, Dem Feuerkreis entronnen, führt zum Reiche Zweifach erstaunt den Herzog, zu erfahren, Ganz anders als auf unserm Erdenkreise Der Herzog will nicht alles dies erkunden, Nicht Reiche nur und Schätze, will ich sagen, Dort finden sich der Liebe Seufzer, Tränen, Der Ritter fragt, indem er manche Gänge Nicht weit davon sind Gold- und Silber-Angeln Goldketten, steingeschmückte Fesseln deuten Von Stadt und Schloß sind Trümmer hier zu schauen, Auch Suppen sieht er stehn in großen Tassen, Leimruten sieht er dort in großer Menge, Auf ein'ge Werk' und Tage von den seinen Als feiner Liquor war er hier zu sehen, Wie auf den andern auch Inschriften standen, Der kam durch Liebe drum, und der durch Ehre; Der Herzog nahm, da dies ihm zugegeben Die größte Flasche nahm er aus dem Kreise, Von Flocken voll sind dieses Schlosses Hallen; Man bringt hernach hinweg die vollen Weifen |
|
|