rbeit, politische  Eines Nachts sprachen wir alle zusammen in der Zelle. »Chaib«, sagte ich, »wer ist der große Nasrani?«

»Das ist der Deutsche. Das ist der, der seine Frau in El-Aaqaba el-Hamra getötet hat.«

»Ja«, sagte ich.   »Und wer war die Frau?«

»Sie kam mit ihm aus Deutschland, um mit ihm hier politisch tätig zu sein.«

»Und warum hat er sie getötet?«

»Weil sie sich in einen anderen verliebte. Sie wollte nicht mehr mit ihm gehen. Sie wollte noch nicht einmal mehr mit ihm sprechen.«

»Wie kann man eine Frau wegen nichts töten?« sagte ich. »Das ist nichts, was sie getan hat.«

»So sind die Nasrani«, sagte er. »Wenn eine Frau einen Mann nicht mehr mag oder so, dann kann er sie töten, nur deswegen.«

»Wie hat er sie getötet?« fragte ich ihn.

»Nur mit Steinen. Er nahm sie in seinem Auto hinaus in die Berge. Sie stiegen aus und sprachen miteinander. Er hob einen Stein auf und sagte zu ihr: ›Weißt du, wieviel dieser Stein wiegt?‹ Sie sagte: ›Wieviel?› ›Sechs oder sieben Kilo‹, sagte er zu ihr. ›Nimm ihn in die Hand und sieh.‹ Sie nahm den Stein in ihre Hand. ›Er ist schwer‹, sagte sie zu ihm. Dann gab sie ihn ihm zurück. Er nahm ihn und schlug ihn ihr auf den Kopf. Sie fiel hin. Dann nahm er andere Steine und warf sie auf sie. Er warf so viele, bis sie ganz von ihnen bedeckt war. Als nichts mehr von ihr unter dem Steinhaufen zu sehen war, stieg er ins Auto und fuhr zurück ins Hotel Rif.  - Driss ben Hamed Charhadi, Ein Leben voller Fallgruben. Nördlingen 1985 (zuerst 1964, Die Andere Bibliothek 2)