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szi
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Appetitmacher (2) Das Meer begann zu toben, Wind
und Wellen gingen hoch, und da warf uns die See auf eine Insel.
Wir waren fast tot vor Aufregung und Anstrengung, vor Kälte und Hunger, vor
Schrecken und Durst. Dennoch gingen wir auf der Insel weiter, und da fanden
wir auf ihr allerlei Kräuter, von denen aßen
wir, um unser Leben zu fristen und uns bei Kräften zu erhalten. Die Nacht über
verbrachten wir am Strande der Insel. Als aber der Morgen sich einstellte und
die Welt mit seinem Glanz und Licht erhellte, erhoben wir uns und wanderten
auf der Insel nach allen Seiten umher. Da leuchtete uns plötzlich in der Ferne
ein Gebäude. Und wir gingen auf diesen Bau zu, den wir so von ferne erblickten,
und machten nicht eher halt, als bis wir vor seiner Tür standen. Doch kaum waren
wir dort, so kam aus jener Tür eine Schar nackter Männer zu uns heraus. Die
sagten kein Wort zu uns, sondern ergriffen uns und schleppten uns vor ihren
König. Der gab uns ein Zeichen, daß wir uns setzen sollten; und als wir das
getan hatten, brachte man uns eine Speise, die wir nicht kannten und derengleichen
wir noch nie gesehen hatten. Meine Seele warnte mich davor, und so aß ich nichts
von ihr, obgleich meine Gefährten es taten. Daß ich mich des Essens enthielt,
geschah durch die Gnade Allahs des Erhabenen, und dies ist der Grund, daß ich
heute noch am Leben bin. Als nämlich meine Gefährten von jener Speise gegessen
hatten, entfloh ihnen der Verstand, und sie begannen wie die Wahnsinnigen zu
schlingen, und ihr ganzes Aussehen veränderte sich. Danach brachten dieWilden
ihnen Kokosnußöl, gaben es ihnen zu trinken und rieben sie damit ein. Kaum hatten
meine Gefährten von jenem Öl getrunken, so verdrehten sie die Augen im Kopf
und begannen von neuem jene Speise zu verschlingen, ganz anders, als sie sonst
zu essen pflegten. Da machte ich mir große Sorge um ihren Zustand, und sie taten
mir leid. Zugleich machte ich mir schwere Gedanken, weil ich wegen jener nackten
Leute sehr für mein eigenes Leben fürchten mußte. Doch sah ich mir die Menschen
etwas näher an; sie waren ein heidnisch Volk, und der König ihrer Stadt
war ein Ghûl. Jeden, der in ihr Land kam, oder den sie im Tale oder auf den
Wegen sahen oder trafen, den führten sie zu ihrem König, gaben ihm von jener
Speise zu essen und salbten ihn mit jenem Öl; dann erweiterte sich sein Magen,
so daß er viel verschlingen konnte, sein Verstand umnebelte sich, seine Gedanken
wurden völlig verwirrt, und er ward wie ein blöder Narr. Darauf gaben sie ihm
noch mehr von jener Speise zu essen und von jenem Öl zu trinken, bis er dick
und feist war und sie ihn schlachteten und für ihren König zubereiteten; die
Leute des Königs aber fraßen das Menschenfleisch, ohne es zu rösten oder zu
kochen. - Sindbads vierte Reise, nach
(1001)
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