postel,
neuer Er sah lange, in Lumpen gehüllte Menschenkolonnen sich zwischen
Wurzeln und Steinen über endlose Gebirgspfade schleppen. Sie gingen in geschlossenen
Gruppen mit großen Abständen. Sie hielten sich an der Hand, am Arm, an der Schulter.
Sie stolperten fortwährend. Wenn einer von ihnen hinfiel, half ihm der letzte
des Zuges wieder auf, oft umsonst. Dann wieder, wenn einer durch einen falschen
Schritt aus der Reihe gekommen war und plötzlich verlassen mit seinen Armen
ruderte, stieß er ihn unsanft in den Haufen zurück. Es waren die fünfzehntausend
bulgarischen Gefangenen, denen Basilius ll., jener Kaiser, den seine Panegyriker
einen neuen Apostel nannten, die Augen ausstechen ließ, bevor er sie dem Zaren
Samuel zurückschickte. Auf je hundert kam ein Einäugiger, der neunundneunzig
Blinde führte. Wenn sie die weit entfernte Hauptstadt erreichten und der Elendszug
der Fünfzehntausend, die bei weitem keine fünfzehntausend mehr wären, vor Samuel
vorbeidefilierte, dann würde dieser vor Entsetzen ohnmächtig werden und zwei
Tage später im Wahnsinn sterben. - Roger Caillois, Pontius
Pilatus. Ein Bericht. Berlin 1993 (zuerst 1961)
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