pathie
Der Philosoph Daemonax wurde 100
Jahre alt; er war ein Mann von äußerst strengen Sitten und von einer ungewöhnlichen
stoischen Apathie. Man fragte ihn vor seinem Tode: wie er begraben
sein wollte? Macht euch darum keine Sorge, antwortete er, die Leiche
wird schon der Geruch begraben. Aber willst du denn,
warfen ihm seine Freunde ein, Hunden und Vögeln zur Speise dienen? Warum nicht?
erwiderte er, ich habe, so lange ich lebte, den Menschen nach allen Kräften
zu nützen gesucht, warum sollte ich nach meinem Tode
nicht auch den Tieren etwas geben? - (
huf
)
Apathie
(2) „Nennen wir uns nur noch mit dem Mädchennamen,
meine Geliebte," sprach die Prinzessin, „ich verabscheue alles, was mit
der Ehe zusammenhängt. Der Name meiner Kindheit ist Olympia, nenne mich so und
ich will dich nur mehr Juliette nennen," und dabei drückte sie einen heißen
Kuß auf meine Lippen. „Teure Olympia," sprach ich und schloß das entzückende
Geschöpf in meine Arme, „wie sollte ich dir nicht in allem zustimmen, hat dir
die Natur nicht Macht über jedes Herz gegeben!" „Du bist göttlich, meine
teure Juliette, küsse mich," sprach Olympia und ließ sich auf die Ottomane
fallen. „O, meine teure Freundin, ich fühle es, daß wir viele Dinge zusammen
begehen werden, aber ich fürchte mich, es dir zu sagen; ich bin außerordentlich
ausschweifend veranlagt.'* „Täusche dich nicht, teures Wesen, das ich anbete,
im Augenblick bin ich nicht in Liebe für dich entflammt, sondern es ist die
Geilheit, die mich zu dir treibt." „O Himmel," rief ich aus, „ist
es möglich, daß die Natur zwei Wesen, die sich so ähneln, geformt haben soll."
„Wie, Juliette," erwiderte lebhaft Olympia, „du bist auch ausschweifend
veranlagt, ah, laß dich umfangen, mein Engel, laß dich küssen, wir wollen uns
nichts mehr gegenseitig verweigern, wir sind von allem übersättigt und diese
Apathie der Seele führt uns zur Ausschweifung."
- (just)
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