Anzünden    Er fand kein Papier zum Anzünden. In der Tasche hatte er noch ein sauber gefaltetes Exemplar von Suck, aber so schnell wollte er es nicht opfern, nachdem er es gerade erfolgreich durch den Zoll geschmuggelt hatte. Lieber wollte er ein Buch verbrennen, und diesmal mußte mit tödlicher Sicherheit eine Ausgabe von Don Quijote in der Ausgabe von Sopena dran glauben. Es war ein Werk, gegen das er einen alten Groll hegte. Er freute sich schon darauf, es zu opfern, und das einzige, worum es ihm kurz leid tat, waren die Illustrationen zu den Abenteuern dieses Idioten.

Mit hochgekrempelten Ärmeln errichtete er eine verzwickte Konstruktion aus Holzscheiten und Reisig, darunter schob er den Quijote mit aufgeschlagenen Seiten und zündete ihn an. Die Szene erinnerte ihn an ein altes Märchen von Andersen, bei dem der Leser die aufregende Entwicklung einer Leinpflanze miterlebt, wie sie keimt und wächst, bis sie sich in ein Buch verwandelt und schließlich in einem lustigen weihnächtlichen Kaminfeuer den Tod findet. Er hatte noch über dreitausendfünfhundert Bücher in seinen Regalen, die die Atmosphäre des Hauses belasteten wie Gitterstäbe. Er konnte also in den nächsten zehn Jahren etwa dreitausendfünfhundert Feuer entzünden.  - Manuel Vázquez Montalbán, Carvalho und die tätowierte Leiche. Berlin 2014 (zuerst 1976)

 Anzünden (2)

Feuer

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