ntwort   Die Kokette, die einem gewissen Liebhaber den Vorwurf machte: "Ist's wahr, daß Sie sich meiner Gunst rühmten?" verdiente die freilich nicht galante Antwort: "Gesprochen habe ich davon, aber mich keineswegs solcher gerühmt." - (kjw)

Antwort (2)

Antwort

- Berliner Woche ca. 15. April 2004

Antwort (3)  Demades bekam für seinen groben Ausspruch: »Die Athener werden dich töten,« von Phokion die feine Antwort: »Wenn sie toll sind; dich aber, wenn sie vernünftig sind.« Der Redner Crassus antwortete dem Domitius, der zu ihm bemerkt hatte: »Hast du nicht über den Tod der Muräne in deinem Fischteich geweint?« mit der Frage: »Und hast du nicht drei Frauen ohne eine Träne begraben?« Solche Antworten passen auch in das gewöhnliche Leben. - (plu)

Antwort (4)  Es gibt drei Arten von Antworten auf gestellte Fragen, eine notwendige, eine höfliche und eine überflüssige. So kann man z. B. auf die Frage, ob Sokrates zu Hause sei, unfreundlich, gleichsam widerwillig, antworten: »Er ist nicht zu Hause.« Wenn man aber in lakonischer Kürze antworten will, so läßt man auch das »nicht zu Hause« noch fort und beschränkt sich auf die Verneinung gleich den Lakedaimoniern. Als Philipp schriftlich an sie die Frage richtete, ob sie ihn in ihre Stadt aufnehmen wollten, schrieben sie in einen Brief ein großes NEIN und schickten ihn so an den König. Der Höfliche wird antworten: »Er ist nicht zu Hause; er ist zu den Wechslern gegangen« — und wenn er noch ein wenig zugeben will — »um dort auf einige Fremde zu warten.« Wer aber überflüssiges Zeug daherschwatzt und gar noch den Antimachos von Kolophon gelesen hat, sagt: »Er ist nicht zu Hause; er ist auf den Markt zu den Wechslern gegangen, da er dort einige Fremde aus lonien erwartet. Von diesen hat ihm Alkibiades geschrieben, der sich augenblicklich in Milet befindet und sich bei Tissaphernes aufhält, dem Satrapen des persischen Großkönigs, der seit langer Zeit den Spartanern seine Hilfe lieh, neuerdings aber durch Alkibiades' Vermittlung auf Athens Seite getreten ist. Alkibiades möchte nämlich gern aus der Verbannung in die Heimat zurückkehren und veranlaßt deshalb Tissaphernes zu dieser Änderung seiner Politik.«

Und dann wird er das ganze achte Buch des Thukydides in einem Atem hersagen und seinen Mann mit Worten überschwemmen. Eher wird Milet erobert und Alkibiades zum zweitenmal verbannt, ehe er mit seiner Rede fertig ist. - (plu)

Antwort (5) Ein blendendes Beispiel für wirkliche Exzentrik bot Lord Berners (für seine Freunde Gerald). Er stand in späteren Epochen in voller Blüte, aber seine Anfänge reichten in die Zeit König Edwards VII.

Seine Exzentrik ging ebenso wie die Squire Watertons auf seinen ausgeprägten Sinn für Spaßhaftes zurück. Er besaß eine unglaubliche Fähigkeit zur treffenden Antwort, was seine Widersacher aus Gründen der Selbstverteidigung auf Exzentrik zurückführten.

Einer seiner Bekannten hatte die unverschämte Gewohnheit, zu ihm zu sagen: »Ich hab mich für Sie in die Bresche geworfen.« Das wiederholte er einmal zu oft, und Lord Berners erwiderte: »Und ich mich für Sie. Jemand hat behauptet. Sie seien es nicht wert, mit Schweinen zu leben, und ich habe gesagt, Sie sind es doch.«

Eine eingebildete Frau aus seiner Bekanntschaft beschwerte sich, daß der Oberkellner eines Lokals sie und ihren Mann nicht sofort an einen Tisch geführt hatte, und sagte: »Wir mußten ihm sagen, wer wir waren.« Gerald fragte interessiert: »Und wer waren Sie?«

Als einmal mein Bruder Sacheverell, meine Schwägerin und ich bei den Berners zu Mittag aßen, betrat Geralds stattlicher, mürrischer, gewaltiger Butler Marshall das Eßzimmer mit einem riesigen Plakat. »Der Herr draußen fragt, ob Sie die Güte hätten, das zu unterschreiben, my Lord.«

Gerald betrachtete es aufmerksam und zuckte nervös. »Es würde nichts nützen, Marshall«, rief er dann aus. »Er kennt mich bestimmt nicht - hat wahrscheinlich noch nie von mir gehört.«

Es erwies sich, daß auf dem Plakat stand »Eine Bitte an Gott, daß wir Frieden in unserer Zeit haben mögen.«  - Edith Sitwell, Mein exzentrisches Leben. Frankfurt am Main 1994 (Fischer-Tb. 12126, zuerst 1965)

Antwort (6) Klug ist eine Antwort, die dem Fragen ein Ende macht. Wer es sich erlauben kann, kommt mit Gegenfragen; unter Gleichen ist dies ein erprobtes Mittel der Abwehr. Wem seine Stellung keine Entgegnung erlaubt, der muß entweder eine erschöpfende Antwort geben und mit dem herausrücken, worauf der andere zielt; oder er muß ihm durch List die Lust auf weiteres Eindringen benehmen. Er mag durch eine Schmeichelei die aktuelle Überlegenheit des Fragenden anerkennen, so daß dieser sie nicht selbst zu manifestieren braucht. Er mag auf andere ablenken, die zu fragen interessanter oder ergiebiger wäre. Wenn er sich gut auf Verstellung versteht, mag er seine Identität verwischen. Die Frage hat dann sozusagen einem anderen gegolten, und er selber wäre für die Antwort gar nicht zuständig. - (cane)

Antwort (7)  Kein großer Soldat, sondern ein großer Dummkopf: der sich, als ihn eine edle Dame aus gegebenem Anlaß, ich meine, aus dem eines Festes, zum Tanze aufforderte, für seine Unkenntnis entschuldigte und seine Tölpelhaftigkeit enthüllte, indem er sagte, er verstehe sich nicht darauf, im Schloß die Füße zu bewe-, gen, sondern nur, im Felde mit den Händen zu kämpfen. Sie, die klug war, stimmte ihm zu: »Mir scheint demnach, mein Herr, daß es gut wäre, Euch in Friedenszeiten in ein Futteral verpackt aufzuhängen wie einen Harnisch, bis seine Stunde schlägt«, und sie erwies ihm die Ehre auf noch schlimmere und wohlverdiente Art.   - (welt)

Antwort (8)  Léon Brunschwicg hat mir erzählt, daß er seinerzeit als junger Philosophiestudent bei Ludovic Halévy an der Rue de Douai mit Degas zusammengetroffen und ihm vorgestellt worden sei.

Wie Degas erfuhr, daß er es mit einem Metaphysiker zu tun hatte, zog er ihn in eine Fensternische und fiel über ihn her: "Nun, junger Mann, Spinoza, — können Sie mir das in fünf Minuten erklären?"

Ich finde, daß diese irgendwie ungeheuerliche Frage zu denken gibt. Vielleicht wäre es kein so großes Vergehen gegen die Philosophie, ja führte möglicherweise zu interessanten Konsequenzen, wenn man sämtliche Kenntnisse in zwei Klassen einteilte: in solche, die sich in fünf Minuten auseinandersetzen lassen, und in die übrigen . . .

Brunschwicg hat mir nicht gesagt, was er Degas in jener fatalen Nische zur Antwort gegeben; wäre ich an seiner Stelle gewesen, so hätte ich von Degas verlangt, er möge mir gefälligst in fünf Minuten die Malerei erklären. - (deg)

Antwort (9)  Die Hühner erfuhren eines Tages, der Dichter Charles Baudelaire habe gesagt, auf dem Land, das ist der Ort, wo die Hühner roh herumlaufen. Ein Huhn sagte darauf trotzig, in der Stadt, das ist der Ort, wo die Dichter ausgekocht herumlaufen.   - (ma)

Antwort (10)

 - Bosc, Alles, bloß das nicht. Ausgewählte Cartoons. Zürich 1982 (detebe 21890, zuerst 1974)

Antwort (11)  Die schönste, unmittelbarste Rückantwort auf eine beabsichtigte Herabsetzung durch Dritte erzählte Hans Arp:

Schwitters wollte die Bekanntschaft von George Grosz machen. Er ging in Begleitung Arps nach der Nassauischen Straße, wo Grosz damals, etwa 1920, lebte. Vor der Wohnungstür angekommen, klingelte Arp. Die Tür öffnete sich. Grosz erschien im Türrahmen — doch als er Schwitters erblickte, gegen den er eine Abneigung hatte, sagte er: Herr Grosz ist nicht zuhause und schloß die Tür den Beiden vor der Nase zu. Sie stiegen treppabwärts, als, unten angekommen, Schwitters zu Arp sagte: 'nen Augenblick, ich habe was vergessen, die Treppe hinaufstieg, von Arp gefolgt, und klingelte aufs neue. Wieder tat sich die Tür auf, wieder erschien Grosz — da sagte Schwitters sehr schnell: Ich wollte Ihnen nur sagen: ich bin nicht Schwitters.

Dies vollbracht, ging er friedlich mit Arp davon, den immerhin etwas verblüfften Grosz sich selbst überlassend.  - Raoul Hausmann, Am Anfang war DADA. Giessen 1980

Antwort (12)  Ein großer Mann mit pockennarbiger Haut von einem schmutzigen Schwarz trat in die Küche. Eine alte Rasiermessernarbe bildete einen tiefroten Wulst von seinem linken Ohrläppchen bis zur Kinnspitze. Sein eines Auge war getrübt, das andere rötlichbraun. Schütteres Kraushaar klebte auf seinem Schädel, der die Form einer Erdnuß hatte. Er trug einen hellbraunen, auffälligen Anzug. An zwei vergoldeten Ringen glitzerte Glas. Seine spitzen gelben Schuhe waren spiegelblank poliert.

Bei Grave Diggers Anblick fuhr er zurück und warf Reba einen mörderischen Blick zu. «Du hast doch gesagt, daß es ein Freund ist», sagte er vorwurfsvoll mit rauher Stimme.

Ohne sich beeindrucken zu lassen, stieß sie ihn vor sich her in die Küche und schloß die Tür. «Ist er das denn nicht?» fragte sie.

«Was soll das heißen? Ist das ein Hinterhalt?» schrie der Mann.

Grave Digger mußte unwillkürlich über sein wütendes Gesicht lachen. «Wie bringt es ein Bock fertig, Zuhälter zu sein, wenn er so häßlich ist wie Sie?» fragte er.

«Ihre Mutter hat auch keinen schöneren gehabt», erwiderte Ready gehässig und schob die rechte Hand in die Hosentasche.

Ohne etwas anderes als seinen Arm zu bewegen, versetzte ihm Grave Digger mit der Faust einen Schlag in die Magengrube, der Ready die Luft nahm, drehte sich dann auf dem linken Fuß und ließ einen rechten Schwinger auf die gleiche Stelle folgen, hob gleichzeitig ein Knie und stieß es Ready in den Bauch, als der hagere Bursche zusammenklappte. Aus Readys fischartigem Mund sprühte Speichel, und seine Augen schienen beide nichts mehr wahrzunehmen, als Grave Digger ihn hinten beim Kragen packte, ihn hochriß und ihn mit ausgestreckter Hand zu ohrfeigen begann.  - Chester Himes, Heiße Nacht für kühle Killer. Reinbek bei Hamburg 1969  (zuerst 1859)

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