Anti-Roman   Gegen Wilhelm Meisters Lehrjahre. Es ist im Grunde ein fatales und albernes Buch - so pretentiös und pretiös - undichterisch im höchsten Grade, was den Geist betrift - so poetisch auch die Darstellung ist. Es ist eine Satyre auf die Poesie, Religion etc. Aus Stroh und Hobelspänen ein wolschmeckendes Gericht, ein Götterbild zusammengesezt. Hinten wird alles Farce. Die Oeconomische Natur ist die Wahre - Übrig bleibende.

Göthe hat auf alle Fälle einen widerstrebenden Stoff behandelt. Poetische Maschinerie.

Fridrich verdrängt Meister von der Philine und drängt ihn zur Natalie hin.

Die Bekenntnisse sind eine Beruhigung des Lesers - nach dem Feuer, Wahnsinn und wilden Erscheinungen der ersten Hälfte des dritten Theils.

Das viele Intriguiren und Schwatzen und Repraesentiren am Schluß des 4ten Buchs verräth das vornehme Schloß und das Weiberregiment - und erregt eine ärgerliche Peinlichkeit.

Der Abbé ist ein fataler Kerl, dessen geheime Oberaufsicht lästig und lächerlich wird. Der Thurm in Lotharios Schlosse ist ein großer Widerspruch mit demselben.

Die Freude, daß es nun aus ist, empfindet man am Schlusse im vollen Maaße.

Das Ganze ist ein nobilitirter Roman.

Wilhelm Meisters Lehrjahre, oder die Wallfahrt nach dem Adelsdiplom.

Wilhelm Meister ist eigentlich ein Candide, gegen die Poesie gerichtet.

Die Poesie ist der Arlequin in der ganzen Farce. Im Grunde kommt der Adel dadurch schlechtweg, daß er ihn zur Poesie rechnet, und die Poesie, daß er sie vom Adel repraesentiren läßt.

Er macht die Musen zu Comödiantinnen, anstatt die Comoediantinnen zu Musen zu machen. Es ist ordentlich tragisch, daß er den Shakespear in diese Gesellschaft bringt.

Avanturiers, Comoedianten, Maitressen, Krämer und Philister sind die Bestandtheile des Romans. Wer ihn recht zu Herzen nimmt, ließt keinen Roman mehr.   - Novalis, Fragmente und Studien 1799/1800

 

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