nlaß
So wenig ein Körper ohne Ursache in Bewegung gerathen kann,
ist es möglich, daß ein Gedanke ohne Anlaß ins
Bewußtseyn trete. Dieser Anlaß ist nun entweder ein äußerer, also ein Eindruck
auf die Sinne; oder ein innerer, also selbst wieder ein Gedanke, der einen
andern herbeiführt, vermöge der Association. Diese wieder beruht entweder
auf einem Verhältniß von Grund und Folge zwischen beiden; oder aber auf
Aehnlichkeit, auch bloßer Analogie;
oder endlich auf Gleichzeitigkeit ihrer ersten
Auffassung, welche wieder in der räumlichen Nachbarschaft ihrer Gegenstände
ihren Grund haben kann. Die beiden letztern Fälle bezeichnet das Wort à
propos. Für den intellektuellen Werth eines Kopfes ist das Vorherrschen
des einen dieser drei Bänder der Gedankenassociation vor den andern charakteristisch:
das zuerst genannte wird in den denkenden und gründlichen, das zweite in
den witzigen, geistreichen, poetischen, das letzte in den beschränkten
Köpfen vorherrschen. Nicht weniger charakteristisch ist der Grad der Leichtigkeit,
mit welcher ein Gedanke andere, in irgend einer Beziehung zu ihm stehende,
hervorruft: sie macht die Regsamkeit des Geistes
aus. Aber die Unmöglichkeit des Eintritts eines Gedankens ohne seinen genügenden
Anlaß, selbst beim stärksten Willen ihn hervorzurufen, bezeugen alle die
Fälle, wo wir vergeblich bemüht sind, uns auf etwas zu besinnen, und nun
den ganzen Vorrath unserer Gedanken durchprobiren, um irgend einen zu finden,
der mit dem gesuchten associirt sei: finden wir jenen, so ist auch dieser
da. Stets sucht wer eine Erinnerung hervorrufen will, zunächst nach einem
Faden, an dem sie durch die Gedankenassociation hängt. Hierauf beruht die
Mnemonik [Gedächtnisbildung]: sie will zu allen aufzubewahrenden Begriffen,
Gedanken, oder Worten, uns mit leicht zu findenden Anlässen versehn. Das
Schlimme jedoch ist, daß doch auch diese Anlässe selbst erst wiedergefunden
werden müssen und hiezu wieder eines Anlasses bedürfen. - (
wv
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