nknabbern  Er hatte die Küche nur für wenige Augenblicke verlassen, doch während seiner Abwesenheit hatte die Ziege die Fliegentür aufgestoßen, war in die Küche eingedrungen und hatte begonnen, die Wachstuchdecke auf dem Küchentisch anzuknabbern. Sie hatte schon ein größeres Loch herausgefressen und dabei die Decke zu sich herübergezogen. Die Flasche mit dem Nitroglyzerin war dabei weitergewandert und stand jetzt bedrohlich nahe an der Tischkante, war aber immer noch nicht umgefallen.

Die Ziege wollte gerade wieder zubeißen, als er laut aufschrie. Das Tier hielt inne, sah ihn aus seinen kalten gelben Augen an und wandte sich dann wieder dem Tisch zu, um seine Mahlzeit fortzusetzen.

Er riß die Flinte hoch und zielte nach ihrem Kopf. «Geh weg da, oder ich blase dir deinen mutterschänderischen Kopf weg», keifte er mit heiserer, drohender Stimme.

Auf den Handflächen brach ihm der Schweiß aus, aber er wagte nicht zu schießen.

Langsam drehte die Ziege den Kopf und sah ihn wieder an. Sie konnte nicht wissen, daß er nie gewagt hätte zu schießen. Ihr sah es so aus, als ob er schießen würde, jedenfalls sie glaubte ihm.

Würdevoll machte sie kehrt und stelzte selbstbewußt aus der Küche, wobei sie die Fliegentür mit dem Kopf aufstieß. - Chester Himes, Heroin für Harlem. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1966)

Anknabbern (2)  Wie ich den Garten betrete, werde ich Zeuge einer Greueltat (wie man von Greueln spricht, wenn von den Methoden die Rede ist, die der Feind anwendet, um zum Siege zu gelangen). Fifiot, meine Lieben! ist damit beschäftigt - o gräßliches Geschäft! -, einem lebendigen Frosch, der ihm ausgeliefert blutig hin und her hüpft, das Hinterbein zu zerfleischen, das er ihm zuvor mit einem Schnabelhieb gebrochen hat; so knabbert er Stück um Stück weiter, und ich weiß mir angesichts eines solchen Martyriums und solcher Fühllosigkeit, um beides zu beenden, keinen anderen Ausweg, als das unglückliche Opfer unter einem rasch aufgelesenen Ziegelstein zu zermalmen und dabei leise vor mich hinzusprechen: »Möge mir die gleiche Barmherzigkeit widerfahren, wenn die Stunde der Qualen schlägt.«  - Marcel Jouhandeau, Das Leben und Sterben eines Hahns. Tiergeschichten. Stuttgart 1984 (zuerst 1947)

Anknabbern (3)  

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Anknabbern (4)
 

Knabbern

 

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