Angst im Dunkeln   Ob Rudy Torrento je in seinem Leben eine ruhige Nacht verbracht hatte, war mehr als fraglich. Er fürchtete die Dunkelheit. Schon in frühester Jugend, wo für andere Kinder Nacht und Schlaf ganz natürlich zusammengehörten, hatte sich für ihn damit tiefer Schrecken verbunden: betrunken stolpernde Erwachsenenleiber, die lang über ihn hinschlugen; eine fleischige Hand, die ihn beim Haar packte und hochriß, während die andere ihn windelweich prügelte.

Er fürchtete sich vor dem Einschlafen und fürchtete sich vor dem Aufwachen; denn soweit er zurückdenken konnte, war auch fast jeder Tag seines Lebens voller Schrecken gewesen. Doch was die Tage anging, war seine Angst von anderer Art. Wenn Rudy Torrento zu vollem Bewußtsein erwachte, so fühlte er sich wie eine in die Enge getriebene Ratte. Oder wie eine Schlange, der man den Kopf unter einem gegabelten Stock festgeklemmt hat. Es war ein Entsetzen voller Wut und Empörung und flammender Aggressivität: eine Furcht, die sich an sich selbst entzündete und eben den vergiftete und zerfraß, dessen Leben von ihr abhing - Rudy Torrento.

Er war paranoid, besaß unglaublich scharfe Instinkte und glich in List und Verschlagenheit einem Tier. Außerdem war er unendlich eitel.    - Jim Thompson, Getaway. Zürich 1992 (zuerst 1958)

Angst Dunkelheit

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