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kleiner
Es lebte einmal ein armer Zigeuner. Der ging jede Woche einmal zu
den reichen Hausherren betteln. Einmal kam er zu einer Witwe und bettelte um
Brot; da sagte die Witwe; »Brot habe ich nicht gebacken, ich habe nur Weizen.«
Der arme Zigeuner sagte: »Gib mir also Weizen!« Die Frau ärgerte sich und sprach:
»Da hast du Weizen!« und warf ihm ein Weizenkorn hin. Der Zigeuner steckte es
in seine Tasche und ging weg. Die Witwe lachte, und der Zigeuner ging mit dem
Weizenkorn zu einem anderen Hausherrn und sprach: »Lieber Hausherr, ich gebe
dir ein Weizenkorn; behüt es mir, ich werde gleich zurückkommen.« Als der Zigeuner
wiederkam, hatte eine Henne des Herrn das Weizenkorn gefressen. Da sagte der
Zigeuner: »Die Henne ist mein, warum hat sie mein Weizenkorn gefressen!« und
der Herr mußte ihm die Henne geben. Der Zigeuner ging zum Nachbarn und sprach:
»Lieber Nachbar, ich gebe dir diese Henne, behüte sie, ich komme wieder zurück.«
Und als er wiederkam, hatte die Katze des Hausherrn die Henne gefressen. Der
arme Zigeuner sprach: »Die Katze hat meine Henne gefressen, die Katze ist mein!«
Und er ging mit der Katze fort, denn der Mann mußte sie ihm geben. Dann ging
er zu einem anderen Herrn und sagte: »Lieber Herr, behüte meine Katze, ich komme
sogleich zurück.« Als er wiederkam, hatte der Hund des Herrn die Katze zerrissen.
Da sprach der Zigeuner: »Der Hund ist mein!« und ging mit dem Hunde fort. Der
Zigeuner gab den Hund wieder einem anderen Herrn und sagte: »Lieber Herr, behüte
meinen Hund, ich komme gleich.« Als aber der Zigeuner kam, war der Hund tot.
Ein Ochse des reichen Herrn hatte ihn totgestoßen. Der Zigeuner sprach: »Mein
ist der Ochse!« Der Herr mußte ihm den Ochsen geben, und der Zigeuner ging mit
ihm weg. Und er kam zu einem reichen, sehr großen Herrn und sagte: »Lieber Herr,
ich gebe dir meinen Ochsen, ich komme sogleich wieder.« Als er wiederkam, hatte
ein Pferd seinen Ochsen totgeschlagen. Der Zigeuner sagte: »Das Pferd ist mein!«
und er ging mit dem Pferde weg. Da kam der König und nahm das Pferd des Zigeuners,
denn sein eigenes Pferd war krank. Eilends ritt er dann auf dem Pferde des Zigeuners
davon. Als der Zigeuner in die Stadt des Königs kam, war das Pferd krepiert
und der König sagte: »Lieber Zigeuner, dein Pferd ist krepiert, aber ich gebe
dir viel, viel Geld für dein totes Pferd.« Und der König gab dem Zigeuner sehr
viel Geld. So wurde er reich, und als er nach Hause kam, bettelte er nicht mehr,
sondern lebte glücklich in einem sehr schönen Haus und heiratete die Witwe,
die ihm damals das Weizenkorn gegeben hatte . -
(zig)
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