Amphibium ⁽²⁾

- N.N.

Amphibium ⁽³⁾  Eines Sommerabends, die Sonne neigte sich zum Horizont, sah ich ein menschliches Wesen mit starken Muskeln im Meer schwimmen, das breite Entenfüße anstelle der Extremitäten der Beine und Arme besaß und mit einer Rückenflosse versehen war, verhältnismäßig genauso lang und ebenso zugespitzt wie die der Delphine, und daß zahlreiche Fischbänke (ich sah in diesem Gefolge unter anderen Wasserbewohnern, den Zitterrochen, den grönländischen Anarnak und den furchtbaren Drachenkopf) ihm mit deutlich sichtbaren Zeichen größter Bewunderung folgten. Manchmal tauchte es unter und alsbald kam sein klebriger Leib in zweihundert Metern Entfernung wieder hoch. Die kleinen Delphine, die meiner Meinung nach den Ruf nicht gestohlen haben, gute Schwimmer zu sein, konnten kaum von weitem dieser neuartigen Amphibie folgen.

Ich glaube nicht, daß der Leser es zu bereuen hätte, wenn er meinern Bericht weniger das schädliche Hindernis stupider Leichtgläubigkeit als vielmehr den höchsten Dienst tiefen Vertrauens entgegenbrächte, das berechtigterweise mit heimlicher Sympathie die, nach seiner eigenen Ansicht, allzu seltenen dichterischen Geheimnisse diskutiert, die ihm zu enthüllen, ich jedesmal übernehme, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, wie sie sich heute unvermutet geboten hat, innig durchdrungen von dem stärkenden Duft der Wasserpflanzen, die der frischer werdende Nordwind in diese Strophe hineinweht, in der ein Ungeheuer enthalten ist, das sich die Unterscheidungsmerkmale der Familie der Schwimmvögel angeeignet hat. Wer spricht hier von Aneignung?

Man muß nämlich wissen, daß der Mensch durch seine vielfältige und verwickelte Natur die Mittel kennt, deren Grenzen noch zu erweitern; er lebt im Wasser wie das Seepferd; dringt durch die höheren Schichten der Luft wie der Fischadler; und unter die Erde wie der Maulwurf, die Kellerassel und die Erhabenheit des Würmchens. Dies ist mehr oder weniger kurz gesagt (jedoch mehr als weniger) das genaue Kriterium der äußerst stärkenden Tröstung, die ich in meinem Geiste hervorzurufen mich bemühte, als ich dachte, daß das menschliche Wesen, das ich in großer Entfernung mit seinen vier Gliedmaßen an der Oberfläche der Wogen schwimmen sah, wie es selbst dem prächtigsten Kormoran nie gelang, die neue Veränderung der Extremitäten seiner Arme und Beine vielleicht nur als büßende Sühne für irgendein unbekanntes Verbrechen erworben hat. - (mal)

Amphibium ⁽³⁾  Von Frost und Eis des Winters befreit, schienen tausend abgelegene Haffbuchten, umstanden von abgestorbenen, windgeschüttelten Schilfrohren, klamm mit salzig riechenden Marschflechten und dickstengeligen gelblichgrünen Pflanzen, direkt die See anzurufen, sie möge kommen und ihre brackigen Tümpel überziehen. Amphibische Salzgewächse,. Pflanzen der terraquarischen Marschen, auch sie, diese neutralen Kinder der Übergangszone, schienen sich nach dem echten Salzwasser zu sehnen, damit es über sie komme und sie mit Gewalt nehme. Sie hatten sich kaum träumen lassen, wie bald diese Überwältigung stattfinden würde, wie bald sie ertrunken sein würden und mit welch tiefem Ertrinken!  - (cowp)

Amphibium ⁽⁴⁾