meisen, indische   Manche Inder sind der Stadt Kaspatyros und dem Land der Paktyer benachbart und wohnen nördlich der andern Inder, und die haben fast dieselbe Lebensweise wie die Baktrier. Das sind auch die streitbarsten unter den Indern, und sie sind es auch, die nach dem Gold ausziehen. Denn in dieser Gegend liegt sandige Wüste. In dieser Wüste und diesem Sande nun gibt es Ameisen, kleiner als Hunde, aber größer als Füchse. Es gibt nämlich solche Exemplare beim Perserkönig, die erlegt und dorthin gebracht sind. Diese Ameisen machen sich einen Bau unter der Erde und schaffen den Sand nach oben, wie die Ameisen, die sich im Hellenenland finden, auf dieselbe Art, und sehen auch ganz ähnlich aus. Der heraufgeschaffte Sand nun ist goldhaltig. Nach diesem Sand ziehen die Inder aus in die Wüste, wobei jeder drei Kamele zusammenschirrt, an beiden Seiten einen Hengst am Leitseil, in der Mitte eine Stute; auf der reitet er, und dazu nimmt er möglichst eine, die ein ganz junges Füllen daheim läßt. Ihre Kamele sind übrigens ebenso schnell wie Pferde, Lasten tragen aber können sie viel besser. - Wie ein Kamel aussieht, das beschreibe ich nicht, da die Hellenen es kennen. Was aber bei ihnen nicht so bekannt ist, das will ich sagen. An den Hinterbeinen hat das Kamel je zwei Schenkel und zwei Knie, das Glied aber zwischen den Hinterbeinen ist dem Schwanz zugekehrt.

Die Inder nun, wenn sie auf diese Weise ihre Kamele zusammengeschirrt haben, ziehen aus nach dem Gold und berechnen dabei, daß sie zur Zeit der brennendsten Hitze bei der Beute sind; denn vor der Hitze verschwinden die Ameisen in der Erde. Am heißesten aber brennt die Sonne früh am Morgen, nicht wie bei andern mittags, sondern sie steht über ihnen bis zur Zeit, da man den Markt verläßt. In dieser Zeit aber brennt sie viel ärger als mittags in Hellas, so daß die Leute dort, wie man erzählt, die Zeit über im Wasser stehen. Des Mittags aber ist bei den Indern die Hitze ähnlich wie bei andern Menschen, nach Mittag ist die Sonne wie anderswo morgens. Von da an kühlt sich's mehr und mehr ab, bis sie untergeht, dann wird's sehr frisch. Wenn nun die Inder an die Stelle kommen, mit Ledersäcken ausgerüstet, füllen sie die mit dem Sand und reiten schleunigst wieder zurück. Denn die Ameisen merken es am Geruch, wie jedenfalls die Perser erzählen, und sind hinter ihnen her, und sie wären so schnell wie nichts anderes, so daß, wenn die Inder nicht einen Vorsprung gewönnen, während die Ameisen sich sammeln, keiner von ihnen davonkäme. Die Kamelhengste nun, die nicht so gut liefen wie die Stuten, würden dann locker gelassen und ließen sich ziehen, doch nicht beide zugleich; die Stuten aber dächten an ihre Füllen daheim und ließen nicht nach. Auf diese Weise gewinnen die Inder den größten Teil ihres Goldes, wie die Perser sagen.   - (hero)