ltweiberschlächter  Er sah ein großes, altes Weib auf sich zukommen mit Schaum vor dem Munde. Kaum hatten seine Augen sie erblickt, so fiel ihm fast die Seele aus dem Leibe, ein solches Entsetzen flößte sie ihm ein. Als sie ihm nah war, sprach sie:

»Wenn ich dich am Barte fang,
Dreh' ich dir Kücken den Hals lang.
Hier riech' ich den diebischen falschen Iren

»Ich bin kein diebischer falscher Ire«, sprach Cathal, »sondern ein ausgezeichneter Kämpe.«

»Was ist dir angenehmer«, fragte sie, »daß du mit mir auf blutgeröteten Steinen kämpfst, bis ich deine Knochen als Suppe aussaugen kann, oder daß ich mit dreimal geschärftem Messer deine Rippen in Stücke und dein Fleisch samt der Haut zu Strippen schneide, während dein Blut zu Boden strömt? Kein Vogel wird einen Knochen von dir finden. Denn ich mische deinen Leichnam sieben Meilen in der Runde mit Erde.«

»Mir ist's lieber, auf geröteten Steinen zu kämpfen«, sagte der Sohn der Witwe. »Meine starken Glieder werden dich zu Boden pressen, daß kein Vogel etwas von deinem Fleische zu schmecken kriegt noch von deinen Knochen zu riechen.«

»Als ein einziger Bissen scheinst du mir zuviel, als zwei Bissen zuwenig«, meinte sie. »Hätte ich ein Körnchen Salz bei mir, würde ich dich zwischen meine langen, hungrigen Zähne nehmen.«

Cathal gab sich keine Blöße in der Gefahr. Er griff nach ihr, und nun ging es dort heiß und scharf her. Ein solches Ringen und Raufen wie zwischen den beiden gab es nie jemals, vom Westen der Welt an bis zum andern Ende nicht! Die Steine, die oben lagen, wurden nach unten gerückt, und die von unten nach oben. Aus Hart machten sie Weich und aus grauen Steinen sprangen Quellen hervor.

Als der Tag zu Ende ging, war der Sohn der Witwe erschöpft. Er dachte bei sich, es gäbe doch keinen Menschen, der ihn beklagen noch auf dem Totenbett ausstrecken würde. Da packte er die Alte mit hartem Griff in die Seiten. Doch sie war so stark, daß sie das nicht erschütterte. Als sich die Sonne hinter dem Hügel verbarg, wurde Cathal schwach, und die Alte bemerkte frohlockend, daß sie Aussicht hatte, über den ausgezeichneten Ritter den Sieg davonzutragen. Aber ehe ihm vollständig der Atem ausging, kam ein Zaunkönig und ließ sich auf dem Nasenknorpel der alten Hexe nieder. Er stieß seinen Schnabel in ihre Augen, und sofort wurde sie schwach wie eine Gans.

Als sie ihm wie eine Strohgarbe zu Füßen sank, bückte er sich zu ebener Erde hin und gab ihr einen Schlag auf die Halsader, daß sie auch nicht mehr die Ohren rührte. Nachdem er die Alte niedergestreckt hatte, griff er in die Tasche nach seinem Messer und schnitt ihr die Zungenspitze ab.  - (ir)

 

Weib, altes Schlächter

 

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