lter Von
Steinen spreche ich, die älter sind als das Leben und
die nach ihm, wenn es das Glück erfuhr, auf ihnen zu erblühen, auf den erkalteten
Planeten fortdauern. Von Steinen spreche ich, die nicht mal des Todes gewärtig
sein müssen und nichts weiter zu tun haben, als sich Sand, Platzregen oder Brandung,
Unwetter und Zeit übers Gesicht rieseln zu lassen. - (
cail
)
Alter (2) Wer das Alter der Erde erfahren will,
der schaue bei Sturm auf die See. Das Grau dieser unermeßlichen Oberfläche,
die Windfurchen auf dem Antlitz der Wogen, die riesigen Massen hin und her geschleuderter,
wallender Gischt, die weißem Greisenhaar gleichen, lassen die See im Sturm ehrwürdig
alt, glanzlos, matt und stumpf erscheinen, als wäre sie noch vor der Schöpfung
des Lichtes erschaffen worden.
- (
con
)
Alter (3) Die Düsenflugzeuge starten viel besser als die alten Flugzeuge mit ihren Kolbenmotoren aber manchmal explodiert ihnen ein Triebwerk wie in Orly, oder sie stürzen aus ändern Gründen während des Fluges ab. Das Alter ist für das Fliegen ein schweres Hindernis. Es hat aber noch niemand einen sehr alten Vogel gesehen der aus Altersschwache nicht mehr vom Boden auffliegen konnte. Bei den Menschen sieht man es aber sofort und auch von weitem wenn sie alt sind. Sie gehen den Mauern und Hecken entlang, schleppen die Beine nach und haben Knie die ihnen weh tun. Manche Leute schämen sich ihres Alters, andere schämen sich auch des Sterbens und wenn der Augenblick gekommen ist, schicken sie alle weg und sagen
GEHT ICH MUSS STERBEN.
Es gibt Vögel die sehr lange leben, aber am Ende werden auch sie alt, das Alter. Der Adler der Falke der Rabe und manche südamerikanischen Papageien leben mehr als hundert Jahre, bitteschön. Nach hundert Jahren fangen sie an alt zu werden, sie verlieren die Federn. Wir dagegen verlieren die Haare im Alter. Wir, das heißt die Menschen.
Die Kälte dringt in die Knochen, manchmal wird dir auch mitten im Sommer kalt wenn du auf der Straße gehst und die Sonne scheint. Du spürst plötzliche Schauer, das ist die ewige Kälte die sich nähert. Es ist als wäre man am Polarkreis gibt es nichts als rundum Eis, sogar die Häuser sind aus Eis und du weißt wirklich nicht wohin du gehen sollst. Du kannst nicht einmal die Nase schneuzen. Die Sonne sieht man kaum und dann verschwindet sie, der Himmel ist immer schwarz. Es ist also besser dem Polarkreis fernzubleiben, die Polarforscher sollen hingehen wenn sie Lust haben.
Ich friere auch hier während ich auf der Straße gehe, meine ganze menschliche
Wärme verströmt in die Luft. - Luigi Malerba, Salto mortale. Frankfurt am Main 1987
(zuerst 1968)
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