lt-68er Carvalho
nahm sich ein Glas Cubalibre aus einer großen Schüssel, nachdem er den vom Rauch
zahlreicher Joints einbalsamierten Dotras um Erlaubnis gefragt hatte. Dann ging
er zu dem Vorhang, der die Küche abtrennte, und schlug ihn zurück, um sich etwas
Solides zu essen zu holen. Die Senora Dotras stand mit halb entblößtem Busen
am Herd. Ihr Rock war hochgeschlagen, und das Zentrum ihres Hinterns wurde vom
violetten, feuchten Rammbock eines Jungen berannt, der für dieses Unterfangen
eigentlich viel zu mager war. Aber er erfüllte
sein Vorhaben, die Gastgeberin zu vögeln, mit der Professionalität eines Pornodarstellers.
Sie stöhnte unterdrückt, und ihre grauen langen Haare breiteten sich über den
halbleeren Töpfen aus. Anstatt sich taktvoll zurückzuziehen, blieb Carvalho
stehen, sah dem Spektakel zu und würdigte die Vollkommenheit der Inszenierung.
Es handelte sich um eine wilde, spontane Sexualbegegnung, ganz auf der Linie
seiner jüngeren Parteigenossen, damals, Ende der sechziger Jahre. In dieser
Zeit wurde mit einer Selbstverständlichkeit gebumst, wie sie keine der späteren
Generationen mehr erleben wird, und die alte Senora Dotras war wieder Königin
für einen Tag, erregt durch die Nähe der Partygäste und des Gatten, der auf
einer Wolke von Erinnerung und Vergessen schwebte. Die Szene war von einer gewissen
elementaren Schönheit, und Carvalho bekam beinahe feuchte Augen. Er wäre gerne
zu ihr gegangen, um ihr übers Haar zu streichen und ihr einen ewigen Orgasmus
zu wünschen, hätte ihn nicht ein tiefes Gefühl der Lächerlichkeit davon abgehalten,
und er verließ die Küche, als sei nichts geschehen. - Manuel Vázquez Montalbán, Verloren
im Labyrinth. Reinbek bei Hamburg 1993
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