lraune   Es heißt, man solle um eine Alraune drei Kreise mit dem Schwert schlagen und sie mit nach Westen gewandtem Gesicht schneiden. Beim Schneiden des zweiten Stücks soll man um die Pflanze herumtanzen und soviel wie möglich von den Mysterien der Liebe reden ... Die Blätter der Alraune sind, wenn mit der Nahrung genossen, gut für die Wundheilung. Die Wurzel hilft, wenn man sie raspelt und in Essig einlegt, bei erysipelas (einer Entzündung im Gesicht), bei Gicht und Schlaflosigkeit und sie wirkt als Liebestrank. - Theophrast, nach (erf)

Alraune (2) Der Alraune wurde immer schon eine liebesfördernde Wirkung zugeschrieben. Sie ist der Kartoffel verwandt und ihre Wurzeln ähneln manchmal der Gestalt eines Menschen. In ihren Wurzeln vermutete man so starke Kräfte, daß sie beim Ausgraben nicht mit der Hand berührt werden durften, sondern durch einen eigens dafür abgerichteten Hund aus der Erde gezogen wurden. Manchmal, so ging das Gerücht, schrie die Wurzel dabei schrill auf, so daß der Hund vor Schreck auf der Stelle tot umfiel. - (erf)

Alraune (3)  Das ist ein rothaariges Männchen, das ein Windstoß zu Fall bringt und zerfetzt. Seine Arme sind ausgerenkt und seine Finger abgetrennt. Der Erdboden hält ihn an den Füßen gefesselt. Ein Schlüsselbund hängt am Galgen, dem Triumphgerüst.

Bedeckt mit Reif, kann er seine ständig hoch erhobenen Arme nicht verschränken. Er kann nicht mit seinem fest verschlossenen Mund klappern ... Kastagnetten sind die Zähne der Erhängten. Trampelt mit den Füßen an die Pfähle, Erhängte... Der Erdboden hält ihn an den Füßen gefesselt.

»Ich bin eine Pflanze und kann mich nicht hinschlängeln, wie Efeu hinschlängeln, wie Efeu auf die hohen Pfähle klettern. Der Erdboden hält mich an den Füßen gefesselt. Ein Zwerg, den du, Mensch, mein großer Bruder, auslachst. Ich möchte Fledermausflügel haben.

Eule, die du mit deinen samtbehandschuhten Krallen deine Zeichen in die Toten eingräbst, nimm mich für dein Nest! Meine Füße sind Ghulen mit Schlangenhals, die Blut saugen, das köstliche Blut der Toten. Mein Leib ist ein Schlauch, der sich immer wieder mit Blut füllt. Magier, deine Zauberbücher sind deinen Augen verschlossen. Meine Augen sind Knoten aus bizarrem Gestrüpp. In meinen Augen spiegelt sich das Innere der Erde. Meine Augen sind Seen; meine schweren Lider sind aus Stein, dem Stein der Weisen, die Goldströme vergießen. Goldblättchen bedecken deine Steinplatten. Alles, was mich berührt, verwandelt sich in Gold. Die Augen der Eulen haben mich oft angestarrt: ewig ruhen sie auf dem Gold ... Komm und befreie mich; der Erdboden hält mich an den Füßen gefesselt.«

So klagt er unter dem zitternden Schatten der abgerissenen Erhängten; so klagt der in die Erde gepflanzte Zwerg. Der Windstoß trägt seinen Zikadengesang fort ... Hüte deine Schätze: ich komme, Männchen, und befreie deine Füße, aus Menschlichkeit.

Und hier ist meine Hand, die deine Hände sucht, deren ewige Anstrengung zum bleichen Zenit zeigt ... Doch seine stolze Hand flackert, mit höhnischer Gebärde, wie ein Leuchtturm; der Windstoß trägt sein Hohngelächter fort ... der Erdboden hält mich an den Füßen gefesselt.  - (jar)

Alraune (4)  

Alraune (5)  Die Alraune ist warm und etwas wäßrig und ist von jener Erde verbreitet worden, aus der Adam geschaffen wurde; sie ähnelt etwas dem Menschen. Jedoch ist bei diesem Kraut, auch wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Menschen, mehr teuflische Einflüsterung als bei anderen Kräutern dabei und stellt ihm nach. Daher wird auch der Mensch gemäß seinen Wünschen, seien sie gut oder schlecht, durch die Alraune angetrieben, wie er es auch einst mit den Götzenbildern machte. Sie ist schädlich durch vieles Verderbliche der Zauberer und Trugbilder, wie denn auch einst viel Schlimmes mit den Götzenbildern getrieben wurde.  - Hildegard von Bingen, nach (hart)

Alraune (6)  

Wurzel Aphrodisiakum Geister
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Mandragora