lphabet,
himmlisches
Das irdische Alphabet ist der Spiegel des himmlischen,
und es teilt das Schicksal der Sprache. Wenn wir die Substantive zusammen mit
den Verben benutzen, obgleich die Verben unendlich über den Substantiven stehen,
denn weder Alter noch Herkunft sind ihnen gemeinsam, da diese vor, jene aber
nach der Schöpfung entstanden, so gilt dies alles auch für das Alphabet. Die
Buchstaben, mit denen die Substantive geschrieben werden, und die Buchstaben,
mit denen man die Verben aufzeichnet, können folglich nicht von gleicher Art
sein und sind seit jeher in zwei Reihen von Zeichen aufgeteilt, nur haben sie
sich heute in unseren Augen vermischt, denn das Vergessen liegt im Auge. So
wie jeder der Buchstaben des irdischen Alphabets je einem Teil des menschlichen
Körpers entspricht, so entsprechen die Buchstaben des himmlischen Alphabets
dem Körper Adam Kadmons, während die weißen Stellen zwischen den Buchstaben
den Bewegungsrhythmus des Körpers ausdrücken. Weil aber das Nebeneinander des
göttlichen und des menschlichen Alphabets nicht gestattet ist, zieht sich immer
eines von ihnen zurück, um dem anderen Platz zu machen, und umgekehrt; wenn
das zweite sich ausdehnt, ist das erste auf dem Rückzug. Das gilt auch für die
Schriftzeichen der Bibel- die Bibel atmet ständig. Für Augenblicke glänzen in
ihr die Verben auf, dann aber, sobald diese sich zurückziehen, gewinnen die
Substantive an Schwärze; nur, daß wir es nicht zu sehen vermögen, so wie wir
nicht lesen können, was schwarzes Feuer auf weißem schreibt. Wechselweise erfüllt
so der Körper Adam Kadmons unser Wesen oder verläßt es wieder wie bei Ebbe,
ganz abhängig davon, ob sich das himmlische Alphabet im Anschwellen oder im
Abflauen befindet. Die Buchstaben unseres Alphabets zeigen sich im Wachen, die
Buchstaben des himmlischen Alphabets in unseren Träumen, zerstreut wie das Licht
und der Sand über die Wasser der Erde zur Stunde, da die göttlichen Buchstaben
anwachsen und die menschlichen aus unserem eingeschlafenen Auge verdrängen.
Denn im Traum denken wir mit Augen und Ohren, die Rede
kennt im Traum keine Substantive, sie gebraucht nur Verben,
und nur im Traum ist jeder Mensch Zaddik und vermag nicht, Mörder zu sein...
- (
pav
)
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