lkoholiker Dostojewskij
scheint überhaupt nicht gewußt zu haben, wie genau und umfassend seine Gabe,
einen Säufer von einem Alkoholiker zu unterscheiden,
gewesen ist. Fjodor hätte ohne weiteres noch zwanzig Jahre unmäßig weiter trinken,
Schwächere auspressen und exzessive Orgien mit Huren
und Fusel feiern können, berstend vor Genuß, es wäre
ihm nichts geschehen, wahrscheinlich wäre er eines Tages tot gewesen, gefällt
wie ein gesunder Baum. Fjodor war ein Säufer. Der Alkohol tat ihm nichts. Er
wäre gestorben und die Hölle, die er anderen bereitete, hätte eine Sekunde neuen
Atem geholt. Nicht so bei Dimitrij. Er geriet schon durch ein einziges Glas
Vodka in einen leidenden Zustand - und in eine Leidensmaschinerie zwischen Katerina
Iwanowna und Gruschenka. Sein Unglück durchs Trinken
und sein Unglück der gleichzeitigen und absoluten und zerrissenen Liebe sowohl
zu Katerina als auch zu Gruschenka, die diesem Geschlagenen beide sofort rettungslos
verfallen, weil sie fühlen, daß Dimitrij nicht zu beherrschen ist, weil etwas,
was keiner begreift, ihn quält, das ist das Bild des Alkoholikers. Fjodors wilde
Besäufnisse bewegen nichts in Fjodor, der Alkohol rührt ihn nicht an. Dimitrijs
anormale Trinkerei fesselt ihn in ein eschatologisches und zugleich unbegreiflich
ordinäres irdisches Unglück, bereits ein Glas Vodka inszeniert in dem kranken
Dimitrij den Weltuntergang der Liebe. - (
kap
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