lkahest
Mannichfache Wege gehen die
Menschen. Wer sie verfolgt und vergleicht, wird wunderliche Figuren
entstehen sehn; Figuren, die zu jener großen Chiffernschrift
zu gehören scheinen, die uns überall, auf Flügeln, Eierschalen,
in Wolken, im Schnee, in Krystallen und in Steinbildungen, auf
gefrierenden Wassern, im Innnern und Äußern der Gebirge, der
Pflanzen, der Thiere, der Menschen, in den Lichtern des Himmels,
auf berührten und gestrichenen Scheiben von Pech und Glas, in
den Feilspänen um den Magnet her, und sonderbaren Conjuncturen
des Zufalls, erblickt. In ihnen ahndet
man den Schlüssel dieser Wunderschrift,
die Sprachlehre derselben; allein die Ahndung will sie selbst
in keine feste Formen fügen, und scheint kein höherer Schlüssel
werden zu wollen. Ein Alcahest scheint über die Sinne der Menschen
ausgegossen zu seyn. Nur augenblicklich scheine ihre Wünsche,
ihre Gedanken sich zu verdichten. So
entstehe ihre Ahndungen, aber nach kurzen Zeiten schwimmt alles
wieder, wie vorher, vor ihren Blicken. - Novalis, Die Lehrlinge
zu Saïs (zuerst 1802)
|
||
|
||