Dhnensterblichkeit   Wenn der chinesische Herr sein Leben nach den Regeln seines Standes geführt hat, besitzt seine Seele, noch geadelt und gereinigt durch die Trauerriten, nach seinem Tode eine erhabene und helle Macht. Sie besitzt die wohltätige Kraft eines Schutzgeistes und bewahrt sich zugleich alle Züge einer dauerhaften und heiligen Person. Sie ist zur Abnenseele gewordene

Nun wird ihr in einem besonderen Tempel ein eigener Kult gewidmet. Sie hat teil an den Zeremonien der Jahreszeiten, am Leben der Natur und am Leben des Landes. Wenn die Jagd ergiebig ist, bekommt sie gut zu essen. Sie fastet, wenn die Ernte schlecht ist. Die Ahnenseele nährt sich vom Korn, vom Fleisch, vom Wildbret der herrschaftlichen Gründe, die ihre Heimat sind. Aber so reich die Persönlichkeit einer solchen Ahnenseele ist, so lange sie in ihrer gesammelten Kraft weiterlebt - es kommt auch für sie der Moment, da sie sich zerstreut und erlischt. Nach vier oder fünf Generationen verliert die Ahnentafel, an die sie durch gewisse Riten gebunden war, ihr Anrecht auf ein besonderes Heiligtum. Sie wird in eine Steintruhe gelegt, zu den Tafeln aller älteren Ahnen, deren persönliches Andenken bereits verlorengegangen ist. Der Ahne, den sie vorstellte und dessen Namen sie trug, wird nicht mehr wie ein Herr geehrt. Seine kräftige Individualität, die sich lange deutlich abhob, schwindet. Seine Laufbahn ist zu Ende, seine Rolle als Ahne ausgespielt. Durch den Kult, den man ihm angedeihen ließ, war er während langer Jahre dem Schicksal gewöhnlicher Toter entgangen. Nun kehrt er in die Masse aller anderen Toten zurück und wird anonym wie diese.

Nicht alle Ahnen überdauern vier oder fünf Generationen. Es hängt von ihrem besonderen Range ab, ob man ihre Tafel so lange aufrechthält und die Seele herbeiruft und bittet, Nahrung anzunehmen. Manche werden schon nach einer einzigen Generation weggelegt.  - (cane)

Ahnen Sterblichkeit

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