Agonie   Nehmen wir an: einer ist in diesen Schacht gesprungen und stirbt nicht gleich! Welch fürchterliche Agonie: zerschmettert, entstellt, voller Schmerzen, außerhalb jeder Hörweite und als allerletzten Anblick feuchte, überkrustete Wände, nur hie und da bewachsen mit der unheimlichen Vegetation des Abgrunds; und in unerreichbarer Höhe ein kleines dämmeriges Loch, letztes Überbleibsel des Lichts der Welt. So kann man noch Tage vegetieren: ein menschliches Wrack ist zäh . . . Dem Selbstmordkandidaten kam in den Sinn, was ihm die Portiersfrau einmal erzählt hatte: der kranke Rentner vom sechsten Stock hatte sein Leiden nicht mehr ertragen können und sich in den Treppenschacht gestürzt. Und doch, obwohl auf den Marmorboden aufgeschlagen, war er nicht augenblicklich tot gewesen (er starb erst später im Krankenhaus); bis zum Eintreffen des Krankenwagens hatte er markerschütternd geschrien, eine Stunde oder fast eine Stunde lang. Keiner hatte sich getraut, ihn anzurühren, zerbrochen und fast ganz au seinander gefallen, wie er schien; und er schrie, daß einem schier die Sinne schwanden; die Füße, so sagte die Portiersfrau, hatten sich ihm ganz und gar umgedreht (eine Vision aus dem achten Kreis der Hölle).   - Tommaso Landolfi, Gute Hoffnungen. Nach (land)

Agonie (2)

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Sterben

 

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Todeskampf