ffentrieb
Vom Affen her haben wir das Mitleidsgefühl;
wir ahmen auch gefühlsmäßig das meiste um uns nach. Wir haben
diese Mitleidsempfindung, den Affentrieb, auf den wir so stolz
sind, daß wir ganze Philosophien darauf aufbauen. Wir benutzen
den Affentrieb schlau, wir können aus allem unseren Honig ziehen:
geschnappt und geschluckt wird der Held,
aber das — genügt uns nicht. Da sind wir doch zu kultivierte
Europäer. Das Schlingen überlassen wir
den Tieren, wir suchen außerordentlichen Genuß. Die Mitleidsempfindung
gibt uns die angenehme Möglichkeit, jeden Stich und Hieb gegen
den Helden an — uns selbst zu fühlen. An uns selbst! So nah!
Wie können wir nun fressen. Wie halten wir uns lüstern über den
Rang, bieten uns zu Opfern an, stecken
uns auf den Spieß, kosten das Schlachtfest mit allen Fibern.
Das Mitleid ist freilich nicht dazu da, aber das ist ja gerade
das Schöne, dies haben wir noch extra dazu: die Mitleidsempflindung
zu mißbrauchen, uns zu vergewaltigen, die Moral zu vergewaltigen.
Komplikation, Paprizierung eines menschenfresserischen
Schlingaktes durch Unmoral, durch Lust
an Unmoral. Ein Trotzdem-Kannibalismus,
Kannibalismus mit Hindernissen: Urboden der Tragik.
Wenn wir uns triefend erheben, so sagt nur der Naive, wir
seien gereinigt. Wir sind gesättigt, für diesmal. -
(poot
)