ffentod Man konnte ahnen, daß er bei allen Ängsten doch eine innere Gelassenheit bewahrte; und sogar Vertrauen hatte in das, was von jenen fremden Willen, die stärker waren als der seine, auf ihn zukommen sollte. Bei allen Tieren ist dies die einzige ihnen verbliebene Waffe gegen menschliche Grausamkeit. Aber vielleicht konnte er sich auch gar nicht vorstellen, daß seine Lage so verzweifelt war. Doch jetzt hielt Lilla es nicht mehr aus und ließ unter dem Vorwand «mein Magen» von ihm ab; blieb allerdings in der Küche und lief verstört hin und her.
Und es war auch nicht Sache eines Augenblicks, denn Tombo mußte allzu sehr
spüren, daß er sterben werde. Nena, die Waffe hinter dem Rücken, war an ihn
herangetreten und hätschelte und streichelte ihn ebenfalls mit ihrer freien
Hand. Machte dann ein rasches Kreuzzeichen; streichelte ihn wieder und hielt
seine Beine fest - seine Arme, dachte Bellonia. Und stach plötzlich zu. Doch,
wie vorauszusehen war, nahm die Nadel nicht den gewollten Weg: drang etwas oberhalb
oder etwas unterhalb des Herzens ein oder stieß auf eine Rippe. Der Stich mußte
ein-, zwei-, dreimal wiederholt werden. - Tommaso Landolfi, Zwei späte Jungfern. Reinbek bei Hamburg 1996 (Zuerst
1946)
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