dlernest   Im Nest der Adler findet man die Aetite, und zwar stets zu zweit, einen männlichen und einen weiblichen Stein, ohne die sich die Adler nicht fortpflanzen könnten. Das Weibchen ist klein und bröcklig; sein Inneres, gleichsam die Gebärmutter, ist mit weißem Lehm angefüllt. Der männliche Stein ist hart und gleicht dem Gallapfel: er enthält einen anderen, noch härteren Stein. Die auf Zypern sind flach und enthalten mit kleinen Steinen vermischten Sand. Auch findet man welche, weiß und rund, in den Sturzbächen des Berges Taphinos, zur Rechten, wenn man nach Leukas segelt. Ihr Kern ist der Stein namens kallime, der ungewöhnlich zart ist. Hängt man den Aetiten während der Schwangerschaft über einer Frau oder einem Tierweibchen auf, so verhindert er eine Fehlgeburt, doch darf man ihn nicht vorzeitig wieder wegnehmen, weil sich die Gebärmutter sonst senkt. Vergäße man jedoch, ihn wieder wegzunehmen, so bliebe die Niederkunft aus.  - Nach (cail)

Adlernest ⁽²⁾ Auf einem Baum saßen die Jungen eines Adlers, und ein Drache kletterte gerade hinauf, um sie zu fressen. Als Pferdesohn das sah, stieg er hinauf und tötete ihn. Da sprachen die Jungen Adler zu ihm: »Gott gebe dir Glück, da du jenen getötet hast, denn unsere Mutter hat uns erzählt, jedes Jahr habe sie Junge ausgebrütet, aber der Drache habe sie bisher alle gefressen. Aber wo sollen wir dich verbergen? Denn wenn unsere Mutter kommt, so wird sie dich fressen. Komm, leg dich unter uns, damit wir dich mit unsern Flügeln bedecken!« Als dann ihre Mutter kam, rief sie: »Ich rieche einen frischen Menschen!« — »Es ist keiner da, Mutter. Es scheint dir nur so, da du so hoch fliegst, der Dunst betäubt dich.« — »Das ist nicht wahr, es muß unbedingt ein Mensch da sein. Und wer hat denn den Drachen getötet?« — »Wir wissen's nicht, Mutter!« — »Zeigt ihn vor, daß ich ihn sehe.« — »Er ist hier zwischen uns.« Da zogen sie ihn heraus, und die Adlermutter sah ihn. Kaum hatte sie ihn erblickt, da verschlang sie ihn. Die Jungen begannen zu weinen und sich zu schlagen vor Trauer: »Er hatte uns vom Tode errettet, und du verschlangst ihn!« — »Wartet, ich werde ihn ausspeien.« Da spie sie ihn aus und fragte ihn: »Was begehrst du dafür, daß du meine Jungen vom Tode gerettet hast?« — »Ich verlange nichts weiter, als daß du mich wieder in die andere Welt hinaufbringst.« — »Wenn du das forderst, dann wäre es mir lieber, du hättest meine Jungen nicht gerettet. Denn es ist furchtbar schwer für mich, dich hinaufzubringen. Doch weißt du, wie ich dich befreien werde? Du mußt zwölf Backöfen voll Brot backen und mußt zwölf Kälber und zwölf Faß Wein nehmen.« Nach drei Tagen hatte er alles bereit. Da sprach sie: »Leg es auf meinen Rüc-ken, und wenn ich den Kopf nach links wende, so wirf mir ein Kalb und einen Backofen voll Brot in den Mund, drehe ich ihn dann nach rechts, so schütte mir ein Faß voll Wein in den Schlund.«

So brachte sie ihn heraus. - (zig)