ddition  „ Péronnet will das Negativ haben. Fehlanzeige. Paolizi will selbst abkassieren. Gibt es einem, den er flüchtig kennt. Marcellin hat den Vorteil, offiziell nichts mit dem Korsen zu tun zu haben. Péronnet nimmt sich Paolizi vor. Der verrät nichts, stirbt aber an der Behandlung. Wenn er geredet hätte, hätte Marcellin nicht erst heute Ärger gekriegt. Dante will seinen Bruder rächen. Er weiß, wann Péronnet in das Bistro in der Rue Saint-Denis geht, und organisiert eine Strafexpedition. Ergebnis: vier weitere Leichen."

„Macht zusammen fünf."

„Sie können aber gut rechnen. Wochen vergehen. Marcellin, Zauberlehrling und Schreiberling von Lemeunier, will die Früchte der Arbeit von Paolizi ernten."

„Er oder Lemeunier?"

„Nur er. Lemeunier hat nichts damit zu tun, kriegt aber trotzdem das Fell über die Ohren gezogen. Dazu kommen wir später. Marcellin schlägt unserem Freund Maireaux ein Geschäft vor. Der schmeißt ihn raus. Also wendet er sich selbst an Levyberg. Schreibt ihm, man vereinbart die Kleinanzeige, falls Levyberg einverstanden ist, diktiert den genauen Text der Anzeige, darin kommen „Gute Nachrichten" vor - Marcellin will damit klarmachen, daß es ernst ist, denn der Direktor der Bonne Nouvelle hat sich auf diesem Gebiet einen großen Namen gemacht. Ich sag's Ihnen noch mal: Marcellin ist ein ganz Schlauer, feinfühlig wie ein Vorschlaghammer, immer gut für einen Trick, der ihm seine krumme Nase geradesetzt. Schön. Er wartet, genießt noch ein paar Tage voller Vorfreude seinen zukünftigen Triumph."

„Woher wissen Sie das?"

„Ich ziehe meine Schlüsse. Er antwortete nicht sofort auf die Anzeige. Ich aber. Zu dem vereinbarten Treffen erscheint Dolivet. Der entlassene Flic weiß über 'ne Menge Bescheid. Täte aber manchmal besser daran, sein Gehirn gar nicht erst einzuschalten."

„Offensichtlich von Lévyberg geschickt."

„Lassen Sie Lévyberg aus dem Spiel. Im Bistro kein Brillenträger zu sehen. Dolivet meldet den Reinfall dem anderen Brillenträger."

„Wem?"

„Péronnet."

„Das ist doch Unsinn!"

„Das ist ganz einfach. Sie werden schon sehen. Zurück zu Dolivet. Péronnets Freund. Und Komplize. Péronnet will zwar, daß Lévyberg erpreßt wird, aber nicht von jemand anderem. Und diese geheimnisvolle Verabredung, zu der keiner kommt, das gefällt ihm gar nicht. Und daß ich in diesem Puff auftauche, gefällt ihm noch weniger. Daraufkommen wir aber später nochmal zurück. Gut. Sie setzen sich zusammen und reden darüber, und da hat der ehemalige Flic - das sind natürlich alles nur Spekulationen, aber Sie werden sehen, Hélène, es kann gar nicht anders abgelaufen sein - da hat der ehemalige Flic eine geniale Idee..."

„Ich dachte, das wär nur Ihr Revier..."

„Wo haben Sie das denn her? Ein Vokabular ist das... Genau diese Idee hatte ich etwas später auch. Wie ich schon sagte, eine geniale Idee. Dolivet bringt Lemeunier und die Anzeige mit den ,Guten Nachrichten' in Zusammenhang. Sie gehen zu Lemeunier. Schlägerei."

„Toter Nummer sechs und sieben."

„Ja. Lemeunier und Dolivet, kurz hintereinander. Péronnet und seine Leute finden nicht das, was sie suchen, weil der Erpresser zufällig mal nichts damit zu tun hat. Und von Marcellins Existenz wissen Sie noch nichts. Andererseits macht sich Péronnet über mich Sorgen, daß ich in der Rue de la Lune bin, daß ich mich mit Marion woanders treffen will..."

„Kennt er Sie denn?"

„Ja. Er stellt mir in der Rue Montorgueil die Falle, an der ich zugegebenermaßen mit herumbastle. Achte Leiche."

„Ich gönn Ihnen ja nichts Böses, Chef, aber...ich weiß nicht, ich find das alles sehr kompliziert. War doch viel einfacher gewesen, Sie zu erledigen."

„Einfach, aber nicht gerade geschickt. Mein Tod wär ihm schlecht bekommen. Sie werden sehen. Aber mich als sexuelles Monster hinzustellen, das Drogen nimmt, seiner Partnerin auch Drogen gibt und sie dann tötet, das paßte in den Kram. Und mich bei derselben Gelegenheit aus dem Verkehr zu ziehen, das paßte ihm noch besser in den Kram."

„Und dann?"

„Dann läßt er mich in Ruhe. Wahrscheinlich hat er keine Zeit, um sich kunstvoll mit mir zu beschäftigen."

„Und Victor Marcellin?"

„Als der seinen Chef tot vor sich sieht, erkennt er Péronnets Handschrift, kriegt Schiß und haut ab. Dann hört er von dem Mord an Esther. Hat sich inzwischen wieder etwas beruhigt und sagt sich, daß Levyberg nach einer solchen Katastrophe nachgeben wird. Also Zeit zum Abkassieren. Er kommt in die Rue Sainte-Foy. Seine wertvollen Fotos sind nicht da. Die Iris in der Rue Réaumur ist auch nicht die richtige. Und wer kommt auf die Terrasse spaziert, wo er ganz alleine sitzt? Zwei Leibwächter von Péronnet. Die Panik raubt ihm den letzten Rest Verstand. Er kommt gar nicht drauf, daß die beiden Männer ihn überhaupt nicht kennen. Will sich verstecken, fliehen, über das Geländer auf einen anderen Gebäudeteil klettern. Rutscht aus und stürzt ab. Die anderen sehen das, staunen, verstehen nichts. Machen, daß sie wegkommen, weil sie sich ausrechnen können, daß die Flics gleich da sind."

„Also ein Unfall?"

„Ja."

„Trotzdem: Toter Nummer neun."

„Zehn."

„Wieso zehn? Ach ja, Esther."

„Nein, mit Esther sind's elf. Den neunten Platz auf dieser schwarzen Liste nimmt Marions Zuhälter ein. Der Mord an seinem Pferdchen hat ihm sicher nicht gefallen. Er schlägt Krach, kommt auf dem unbebauten Gelände an der Porte de Chatillon zur Ruhe."

„Und Esther?"

„Die wußte bestimmt zuviel von... von dem Gangster."

„Also ist ihr Bruder nicht der Täter?"

„Nein. Wir wissen jetzt, daß er keinen besonderen Grund hatte, seine Schwester umzubringen. Esthers Verrat aus Rache hätte ihn sicher dazu getrieben, aber er wußte ja nichts davon."

„Dann hat Moréno mit Péronnet zusammengearbeitet?"

„Moréno ist tot. Sieh an, noch einer. Aber der zählt nicht. Der steht auf einer anderen Liste."   - Léo Malet, Stoff für viele Leichen. Reinbek bei Hamburg 1989 (zuerst 1982)

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