Abteischlüssel  Die Abtei von Poissy ist sprichwörtlich geworden, welche Sprichwörter manche Gelehrte heutigentags nicht mehr verstehen, soviel sie sie auch nach besten Kräften seihen, auseinanderlesen und zerkleinern, ohne sie doch jemals verdauen zu können.

Fragt ihr einen von ihnen, was denn eigentlich die Oliven von Poissy für Dinger seien, so wird er euch allen Ernstes zur Antwort geben: das sei eine Umschreibung für Trüffeln; und die Art, sie zuzubereiten, über die sich seinerzeit die halbe Welt lustig machte und mit der man diese tugendhaften Jungfrauen in einem fort aufzog, müsse wohl eine ganz besondere Sülze oder Brühe bedeuten. Da habt ihr's; unter hundert Malen treffen auch die Bücherwürmer einmal ins Schwarze.  Um auf die guten Klausnerinnen zurückzukommen, so wurde, nur im Scherz natürlich, behauptet, sie fänden in ihren Hemden lieber ein ausgewachsenes Luder als eine ehrsame Frau. Andere Spaßvögel warfen ihnen vor, sie ahmten das Leben der heiligen Büßerinnen auf ihre eigne Weise nach, und von der heiligen Maria aus Ägyptenlande so höhnten sie, behage ihnen bloß die vergnügliche Art, wie sie die Fährleute bezahlt habe. Daher rührt das Spottwort: Die Heiligen nach der Weise von Poissy verehren. Auch gibt es noch das Kruzifix von Poissy, das den Magen schön warm hält, des fernem die Frühmette von Poissy, bei der zum guten Ende Chorknaben in Erscheinung treten. Und schließlich hieß es von einer verbuhlten, leichtlebigen Frauensperson, die sich in den Leckereien der Liebe auskannte: Sie ist eine Nonne von Poissy. Und das gewisse Dingsda - ihr wißt schon, was ich meine -, was ein Mann immer nur herleihen kann, das hieß der Schlüssel zur Abtei von Poissy. Was nun das Portal der besagten Abtei anlangt, so kennt es jeder schon seit seiner Geburtsstunde. Dieses Portal, Tor und Pförtchen, dies Klafftürchen, denn immerzu klafft es offen, ist leichter zu öffnen als zu schließen, auch kostet es ein Sündengeld an Flickarbeit. - Kurz, in jener Zeit wurde auch nicht eine einzige artige Liebeswonne ersonnen, die man nicht gleich dem guten Nonnenkloster zu Poissy zuschrieb. Verlaßt euch drauf, daß es mancherlei Lügen und hyperbolische Übertreibungen in diesen Sprichwörtern, Späßen, Spottreden und Hänseleien gab. Die Nonnen von Poissy waren gewitzte Fräulein, welche nur hie und da dem lieben Gott zum Nutzen des Teufels ein Schnippchen schlugen, wie so manch andere, da ja unser aller Natur sehr gebrechlich ist; und wenn sie schon fromme Klosterfrauen waren, so hatten sie doch auch ihre Fehler und Unvollkommenheiten. Und bei ihnen gab es eine Stelle, wo der Stoff einen Schlitz aufwies, und daher kam alles Unheil.  - (drast)

 

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