Abteilung   Ich habe Judith  einiges erzählt, dann habe ich das Licht gelöscht, ihre Abteilung ist unser Schlafzimmer. Dann wird es durchsichtig, wie ein leeres Glas. Die Dunkelheit, die sonst die Aussicht schwarz verstellt, bietet glänzende Durchblicke aufs Schwarze. Ich fühle mich gut und hart. Ein schwacher Abglanz biegt sich zu mir hin, Judiths Haut wie Metall, ihre Brüste sind seifig, kostbar wie Teflonkegel. Ich gehöre hinein in das System unserer optimalen Lage, der runden Schenkel, der Passe unseres genau bemessenen Spielraums. Das ist der Raum für unsere Spiele mit vielen, festgegliederten Freiheiten, und unser ganzes Verlangen ist es, ihn ganz und gar, auf den Millimeter genau auszufüllen. Das wollen wir, so dicht, wir haben es in der Hand, daß es gelingt, ein Ende ohne Neuanfang, ein Ende bis zum langanhaltenden Aufleuchten aller unserer roten Lämpchen.

Es ist gut, daß man manchmal glaubt, dieser süße Tod sei so ewig wie im Orient. Wir sind aber Menschen der gemäßigten Zonen. Hitze und Kälte vertragen wir schlecht. Heiß alles können und kalt alles tun. Da gibt es Leute, die finden es komisch, einen schlafwarm in eine Schneeballschlacht zu verwickeln. Zum müden Frühstück und zu einem müden Händedruck fragte Judith: »Warst du auch vorsichtig?« Sie seufzte: »Ach, wärst du doch nicht so vorsichtig!«  - Walter E. Richartz, Aspirin. In: W.E.R., Das Leben als Umweg. Zürich 1988

 

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