bsperrung    Ich traf auf eine Absperrung. Das Seil werde um denjenigen Teil der Stadt gespannt, in dem die Ereignisse stattfänden, sagte man mir. Selbstverständlich ließ ich mir nur sagen, was ich schon wußte, weil diese Ereignisse von mir erfunden sein werden und sicher derart, daß sie diese Absperrung verdienen, was wiederum ich jetzt entscheide, und zwar in Anbetracht einer Lage, in der nicht nur ich mich befinde.

Ich erfinde zwei Polizisten, die dort, wo ich stehen bleiben wollte, der eine zur Linken, der andere zur Rechten, das Seil hielten, das mich aufhalten sollte.

Hier ist abgesperrt, sagte der eine. Der andere nickte. Ich sagte nichts. Ich blieb stehen. Sie dürfen hier nicht stehen bleiben, sagte der andere. Ich blickte empor.

Blicken Sie nicht so empor, sagte der eine. Da schlug ich die Augen nieder. Tun Sie nicht so, sagte der andere. Als würden Sie das nicht begreifen, sagte der eine. Doch, sagte ich, ich begreife. Sie sperren ab. Ich darf hier nicht weitergehen. Deshalb bleibe ich stehen, Gehen Sie weg, sagte der andere.

Ich gehe nicht weiter, sagte ich, weil der Stadtteil hinter Ihnen abgesperrt ist. Anscheinend ist es verboten, im abgesperrten Teil der Stadt herumzugehen. Das stimmt tatsächlich, sagte der eine. Das ist nicht nur anscheinend so, sagte der andere. Ich begreife, sagte ich. Ich darf dieses Buch nicht schreiben. Deswegen stehen wir hier, sagte der eine. Auch deswegen, sagte der andere.

Anscheinend ist es verboten, dieses Buch zu schreiben, sagte ich. Das stimmt tatsächlich, sagte der eine. Das ist nicht nur anscheinend so, sagte der andere. Tatsache ist, daß ich dieses Buch bereits schreibe, sagte ich. Sie beide kommen darin vor. Ich schreibe jetzt, daß einer von Ihnen sagt: Hier ist eine Absperrung, gehen Sie endlich weg, sagte der eine.

Warum? fragte ich. Ist es verboten, vor der Absperrung stehen zu bleiben?

Ja, sagte der andere.

Es ist verboten, vor und hinter der Absperrung zu stehen, sagte der eine.

Es ist auch verboten, mit der Absperrung zu sprechen, sagte der andere.

Ich sehe das ein, sagte ich. Dann dürfte es besonders verboten sein, ein Gespräch mit der Absperrung zu schreiben?

Das stimmt tatsächlich, sagte der eine.

Tatsächlich stimmt das, sagte der andere.

Wenn es verboten ist, vor der Absperrung zu stehen, dann Ist auch der Teil der Stadt abgesperrt, in dem ich stehe, folgerte ich.

Wieso? fragte der eine.

Wenn dieser Teil der Stadt, in dem ich stehe, nicht abgesperrt ist, dann darf ich hier stehen.

Reden Sie nicht so viel, sagte der andere.   - Paul Wühr, Das falsche Buch. Frankfurt am Main 1985