bseits
in der ersten strofe stehen vier schöne wörter in der zweiten
strofe stehen vier häßliche wörter die vier schönen Wörter beziehen sich auf
ein abscheulich häßliches wort das im gedicht nicht vorkommt und auch mit den
vier häßlichen Wörtern der zweiten strofe nichts zu tun hat die vier häßlichen
wörter wiederum beziehen sich auf ein unsagbar schönes wort das ebenfalls im
gedieht nicht vorkommt und mit den vier schönen wörtern der ersten strofe nichts
zu tun hat die beiden im gedicht nicht vorkommenden wörter also das abscheulich
häßliche und das unsagbar schöne beziehen sich nun aber beide auf ein drittes
im gedicht nicht vorkommendes wort haben jedoch wohlgemerkt miteinander nichts
zu tun dieses dritte wort das also als bezugspunkt der beiden anderen im gedicht
nicht vorkommenden jedoch wohlgemerkt miteinander nichts zu tun habenden wörter
anzusprechen wäre jedoch weder mit den im gedieht vorkommenden vier schönen
wörtern der ersten strofe noch mit den vier häßlichen der zweiten strofe was
zu tun hat ist ein trauriger fall von außerliterarischer manipulation das gedicht
könnte zwar ohne weiteres erscheinen wird aber nicht geschrieben geplanter titel
des gedichts ABSEITS -
(
pas
)
Abseits
(2) Manche sprechen von den Rändern des politischen
Spektrums. Es gibt das Abseitige und diese Ränder, also Abseitige und Randexistenzen,
solange es Menschen gibt, die nicht nur politisch über den Tag hinaus denken,
sondern über sich selbst als Inhalt eines Denkens hinausgehen, das ihnen im
Rahmen von Ordnung und Recht, also im Rahmen des Staates, allein die Ausübung
eines privaten Lebens und die Erfüllung eines Quasi-Glücks verspricht, allein
deshalb: um den Ablauf des Lebens in einem geordneten Rahmen zu garantieren.
Man spricht in vielen sogenannten großen Häusern, und zwar von rechts nach links,
von der Notwendigkeit der Herrschaft des Volkes in seinen Erwählten, einmal
auf Grund der Unvollkommenheit des Menschen, der bewacht werden muß, der Allgemeinheit
wegen, bis hin zu kleinen Schritten, die diese Bewachung lockern, dieser die
Penetranz nehmen, also auch verbesserungswürdig erachten, was den Inhalt ihrer
Bemühungen darstellt, aber dies alles doch im Sinne eines hier einerseits verbesserten,
andererseits entsprechend verschwierigten Ablaufs, und zu schlechter Letzt haben
wir es zu tun mit Vorschlägen eines sehr guten, aber entsprechend vereinfachten
Ablaufs. Wir haben es mit Politik zu tun. Wir haben es mit der Bewahrung des
Ablaufs zu tun. Und die Herrscher über den Ablauf haben es damit zu tun, als
Beherrscher des Ablaufs zu gelten. Und sie gelten als solche nur in einem Rahmen,
der sie gewähren laßt. Seis drum. Es gibt sie. Aber es gibt auch uns. Das, was
uns trennt von beherrschten Beherrschern und von allen Beherrschten, ist, daß
wir das Wort Glück nicht nur selten aussprechen, sondern wahrscheinlich gar
nicht verstehen. Glück muß mit der Funktion der Beherrscher zu tun haben, also
mit der Beherrschung des Ablaufs, also mit dem Glück der Abläufer. Wo aber könnten
wir, wo Glück dieser Inhalt ist, sein? Doch nur im Abseits. Wo anders? Wir laufen
nicht ab. Und wenn wir sagen, gar nicht bescheiden: schon dieses Abseits sei,
wenn auch kein Ort, doch ein Strich, so wollen wir damit sagen: dieser Strich
ist unsere Lust. Und lustig gehen wir auf diesen Strich: Münchener Freiheit.
- Paul Wühr, Das falsche Buch. Frankfurt am Main
1985
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