Abschleppdienst    Sie wurden von dem Abschleppgespann Vato und Blood erwartet. Sie hatten sie spät abends auf dem Parkplatz des «Woodbine Motel» kennengelernt, wo die beiden auf der Suche nach Kandidaten fürs Abschleppen in ihrem bullernden Custom Deluxe namens Mi Vida Loca herumschlichen. Als Takeshi und DL im Licht ihrer Scheinwerfer aufgetaucht waren, hatten Vato und Blood die Wagen auf dem Parkplatz taxiert wie Holzeinkäufer, die ein Waldstück besichtigen, um zu schätzen, wie viele Festmeter Holz dort stehen. Eine leichte Sache, sollte man meinen: Man schleppt einfach die teuersten Schlitten zuerst ab. Doch wie jeder der beiden Partner einem schnell hätte erklären können, hing alles von der Marke' des Luxuswagens ab: Der Besitzer eines Rolls-Royce zum Beispiel würde das mühsame Aufspüren seines Wagens in ein unbeschwertes Abenteuer zu verwandeln wissen, frohgemut alle zuweilen aus dem Stegreif erfundenen exorbitanten Gebühren bezahlen und noch ein dickes Trinkgeld drauflegen, wohingegen ein Mercedes selbst kurzfristig immer ein Minusgeschäft war. Kein Mercedesfahrer würdeje um drei Uhr morgens gutgelaunt an Vatos und Bloods Tür klopfen. Die beiden hatten erst kürzlich in einem Kurort in Marin an einem Seminar zum Thema «Interpersonelle Programmierung: Der schwierige Kfz-Halter» teilgenommen, bei dem wiederholt und nachdrücklich daraufhingewiesen worden war, daß der idealtypische Mercedesfahrer bei der Abholung seines Fahrzeugs keine besseren Manieren an den Tag legt als hinter dem Steuer und, gemäß seiner traditionellen Abneigung gegen Blinksignale, als erstes versucht, einem ohne Vorwarnung in die Eier zu treten.

«Mh-hmm.» DL nickte Vato bestätigend zu, der, beeindruckt von ihrer Erscheinung, drauflosgebrabbelt hatte, ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, was er eigentlich sagte.

«Und stellen Sie sich vor, Doc», nahm Blood den Faden auf und fuhr an Takeshi gewandt fort, «manchmal landet so ein teurer Schlitten auf unserem Hof, und es kommt einfach keiner und holt ihn ab.» Er brach in ein pseudoirres Gelächter aus, das Takeshi für einen kiai, den lähmenden Schrei unmittelbar vor einem Angriff hielt, doch Blood packte ihn lediglich beim Kopf und drehte ihn spielerisch hin und her wie eine Zitrone auf der Zitronenpresse. «So ein Teil können wir nicht ewig rumstehen lassen, also» -er schlug mit einemmal einen leiseren, eigenartig vertraulichen Ton an - «schreiben wir einen Preis dran, bei dem wir das Ding schnell wieder los sind.»   - Thomas Pynchon, Vineland. Reinbek bei Hamburg 2015

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