ER ist ein krancker / den ein stündlich fieber plaget / Ein
jäger / so allzeit nach einem hirsche jaget / Ein wetterhan
der stets nach einem winde steht / Ein schiff / so ungehemmt
nach Cypris hafen geht. Ein märterer der brunst / den freund
und feind belachet / Ein Morpheus / der ihm selbst bey tage
träume machet / Ein arm gefangener / der seine fessel liebt
/ Und seinen hencker ehrt / wenn er ihm streiche giebt. Ein
Aetna / der voll glut / läst flut und ströme fliessen / Ein
hungriger / der bloß will rohes fleisch geniessen / Ein
welt=Sebastian / der Venus schütze
trifft / Ein rechter Adams=sohn / den frauen=hand vergift. Er
wird ein ander kind / läst ernste sachen fahren! Ein haar
/ ein altes band / sind seine besten wahren / Itzt baut
er etwas auf / itzt reist ers wieder ein. Itzt muß Democritus
der sitten meister seyn / Itzt ist es Heraclyt. Das hertze
/ so er führet / Vergleicht sich dem metall / das ein magnet
gerühret. Sein himmel ist ihr haupt / die erd ist ihre schoos. Hier
anckert seine lust / es wird der erden
kloß / Der überweißte koth / dem himmel vorgesetzet / Und
ist ihr auge mehr als Venus selbst geschätzet, So wundre
ich mich nicht / daß man das weib veracht
/ Weil sie die erste pein zu erst hat aufgebracht. Sein
essen ist ein kuß / sein tranck sind heisse thränen
/ Die zeit verjaget er mit seuffzen und mit stehnen. Und
wann ihm etwan träumt / wie er die liebste find / / So hat
er nichts als luft / und küsset nichts
als wind. Denn träume / buler
/ wind sind gleiches thuns gesellen; Sein
schlafen darf er nicht nach einem wecker stellen; Indem
die weckerin / so in dem hertzen steckt / Ihn besser als
er wünscht aus seinem schlaff erweckt
/ Und seinen scbmertzen rührt. Zu dornen wird das bettet Mit
denen wachet er im lager in die wette / Und führt der thränen
strom um seine wangen her! Bald will er aus der welt / bald
will er über meer / Und muß doch
wie zuvor in seinem hause bleiben / Muß lernen! wie sein
rath nicht stetig wil bekleiben / Wie erstlich bulerey und
die gewölckte nacht Auf anschlag / aber nicht auf ausschlag
ist bedacht: So läst er ohne ruh sich fremde sachen lencken
/ Läst in gesunder haut sich seine
schwachheit kräncken/ Liebt nacht und finsterniß bey sonne
und bey licht; Ist wie ein schweres schiff
/ dem der compas gebricht. Und daß ich nicht zu viel von
einer sache sage! Die allen ist bekandt als allgemeine plage/ So
muß der vorhang weg: das mahlwerck
ist vollbracht! Hier hat der mahler selbst sein ebenbild
gemacht.
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