brechnung »Wir glauben törichterweise, dass es eine Abrechnung geben wird, einen Tag, an dem alle Ungerechtigkeiten ausgeglichen weiden, wo sich fraglos erweisen wird, dass wir richtig gehandelt haben, wo das Licht unserer Rechtfertigung über der Welt erstrahlt. Aber wir irren uns:
wisse denn, dass es keinen Tag der Abrechnung geben wird, es sei denn vielleicht
aus Versehen. Anscheinend passieren genug Versehen, dass dies für die meisten
von uns eine Hoffnung oder sogar eine Erwartung ist,
dieser Tag der Abrechnung«, predigt ihm seine Mutter auf dem Sterbebett. Dem
Ausbleiben dieser Abrechnung widersetzt sich Christie
durch die Eröffnung seiner Privatbuchhaltung. Die Kontenblätter, die er anlegt,
sind überschrieben: »CHRISTIE MALRY in Abrechnung mit IHNEN«, und »IHNEN«, das
sind die Anderen, das ist die feindliche Welt schlechthin. Ein Grundsatz der
doppelten Buchführung will es, dass sich per Saldo Debitoren und Kreditoren
stets ausgeglichen gegenüberstehen. In Christies Fall übersteigen die Debitoren
(Belästigungen) die Kreditoren (Entschädigungen) jedoch ständig, mit anderen
Worten, sein Unternehmen, das wir »Gerechtigkeit für Christie Malry« nennen
könnten, wirtschaftet defizitär. Der Ausgleich der Konten kann nur durch Christie
geschuldete Saldoüberträge erreicht werden, und diese steigen ständig. - B. S. Johnson, Christie Malrys doppelte Buchführung. Berlin
2002 (Argon, zuerst 1973)
Abrechnung (2) Alle Soldaten,
die einen Feind getötet oder gefangengenommen hatten, hatten sich auf dem großen
Platz vor dem Süd-Tor aufgestellt. Als der König erschien, zeigten sie ihm die
abgeschlagenen Köpfe und abgeschnittenen Ohren. Der König trank einen Becher
Wein und bewirtete die Soldaten. Nachdem der Oberschreiber die abgeschlagenen
Köpfe und abgeschnittenen Ohren gezählt und die Verdienste
jedes einzelnen notiert hatte, erhielten die Soldaten ihre Belohnung.
Die Köpfe und Ohren aber wurden in den Ahnentempel des Königs getragen und dort
in einem großen, steinernen Becken vor den Seelentafeln verbrannt. - Dschu-Lin Yä-schi. Ein historisch-erotischer Roman aus der Ming-Zeit,
mit erstaunlichen taoistischen Liebespraktiken. Hg.und Übs. F.K. Engler.
Zürich 1971
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