bkühlung

Abkühlung

 Lucie Delarue-Mardrus (vorn) und Germaine de Castro

LUCIE DELARUE-MARDRUS (›Masie Tuck-and-Frill‹) war eine der ältesten Freundinnen Natalie Barneys. Ihre Liaison begann 1912, als Lucie noch mit dem Arzt und Übersetzer von »Tausend und eine Nacht«, Dr. Joseph-Charles-Victor Mardrus verheiratet war. Mardrus, der mit der Affäre seiner Frau zunächst keine Probleme hatte, trug zu Beginn Natalie sogar an, ihr ein Kind zu machen, um seine dichtende Frau zu schonen. Natalie, die nie das Bedürfnis hatte, die Vorzüge des anderen Geschlechts kennenzulernen, lehnte dankend ab. Nach der Scheidung des Ehepaares kühlte die Freundschaft mit Mardrus, der seine Toleranz offensichtlich überschätzt hatte, ab. - (ladies)

Abkühlung (2)  Vor der Nacht, in der sie im Brautgemach vereinigt wurden, träumte die Braut, es donnere und ein Blitz schlüge in ihren Leib, von dem Schlage entzündete sich ein starkes Feuer, loderte in vielen Flammen auf und verbreitete sich nach allen Seiten. Philipp seinerseits hatte später, nach der Hochzeit, den Traum, er drücke ein Siegel auf den Leib der Frau, und die Gravierung des Siegels, so träumte er, zeigte das Bild eines Löwen. Während die anderen Seher den Traum bedenklich fanden und meinten, Philipp müsse sorgfältiger über seine Frau wachen, erklärte Aristandros von Telmessos, die Frau sei schwanger; denn man versiegele nichts, was leer sei; und zwar sei sie schwanger mit einem Sohn von leidenschaftlicher und löwenkühner Art. Auch sah man einmal, während Olympias schlief, wie eine Schlange sich neben ihrem Leibe ausstreckte, und dies, so sagt man, kühlte besonders die Liebe und Zuneigung Philipps ab, so daß er nicht mehr oft zu ihr ging, um an ihrer Seite zu ruhen, sei es daß er daraufhin irgendwelche Behexung und Bezauberung von der Frau fürchtete oder daß er sich vor dem Verkehr mit ihr scheute, weil sie mit einem Mächtigeren verbunden sei. - (plut)

Abkühlung (3)   Ich mußte fortwährend gehen, sonst schlummerte ich auf den Bänken ein... Es quälte mich noch immer, worin eigentlich meine Schuld bestand? Es mußte doch seine Gründe haben? Ungewöhnliche ... Ich besaß nicht genug Bildung, um die Ursachen zu ergründen ... Beim Herumstreichen hatte ich einen neuen Ort entdeckt, wo ich nachmittags ausruhen konnte. In Notre-Dame-des-Victoires, im Rundgang der kleinen Kapelle, links, wenn man hereinkommt..  Der Aufenthalt war sehr kühl... Ich fühlte mich vom schmierigen Pech gehetzt... Im Dunkeln fühlt man sich wohler... Die Steinfliesen sind gut für die Quanten... Es kühlt besser als sonst etwas... Langsam zog ich meine Schuhe aus... Ich saß da, in eine Ecke geduckt... Die Kerzen sehen hübsch aus, wie zarte Sträucher?... sie glitzern im weiten dunklen Samt der Wölbungen... Das verwirrte meine Sinne,.. Langsam schläferte es mich ein... Die kleinen Glöckchen weckten mich. Dort wird nie geschlossen ... Es ist der beste Aufenthalt.  - (tod)

Abkühlung (4) Die beiden setzten sich an einem der hinteren Tische, zwei Arbeitern gegenüber. Es gab keine Speisekarte. Es gab auch keine Auswahl. Es gab Pfefferbohnen, Reis und Schweinsknöchel, dazu einen Stapel Brotscheiben.

Coffin Ed stopfte sich hungrig den Mund voll und rang gleich darauf keuchend nach Luft. «Das Zeug setzt einem ja die Zähne in Brand!» stöhnte er.

«Nehmen Sie von der Soße da - das löscht... Die ist nämlich wirklich scharf», riet ihm einer der Arbeiter mit unbewegtem Gesicht.

«In der heißen Jahreszeit kühlt's einen ab», meinte der andere. «Zieht die ganze Hitze im Unterleib zusammen und läßt einem alles übrige kühl

«Und was wird mit dem Unterleib?» fragte Grave Digger.

«Na, Mann - ham Sie denn kein Mädchen?» erkundigte sich der Arbeiter.

«Laß ihn», sagte der andere mit vollem Mund. «Wahrscheinlich ist er verheiratet.»   - Chester Himes, Schwarzes Geld für weiße Gauner. Reinbek bei Hamburg 1967

Abkühlung (5)

Abkühlung (6)    Rivarol  schrieb seiner Geliebten, daß sie ihre Liebe in eine süßere, solidere Empfindung verwandeln und der Freundschaft einen Tempel erbauen wollten, und sie erwiderte: „Man baut nicht mit Asche!"   - (kjw)

Abkühlung (7)   Solange mein Sohn auf Reisen weilte, war sie die sanfteste, die umgänglichste aller Frauen; durchaus verständig, hatte sie immer ein Einsehen, sie betrug sich wie ein Engel, die Briefe, die sie ihm schrieb, flössen über von Zärtlichkeit, und wenn sie von ihm sprach, geschah dies jedesmal mit einer Art frommer Ergebenheit; kaum aber meldete er seine Heimkunft und diese rückte immer näher, verfiel sie in eine ungewöhnliche Erregung und Nervosität, leichte Wahnvorstellungen traten auf, und nach und nach ließ sie sich zu unerklärlichen Heftigkeiten hinreißen, bis sie zuletzt in dumpfe Erstarrung versank. Ich erriet sehr rasch, daß es nur die Furcht vor den ‹Annäherungen› meines Sohnes war, die sie in diesen Zustand versetzte, und obwohl ich alles tat, um dieses Drama verborgen zu halten, sprach es sich bald im ganzen Hause herum. Es war auch allzu offenkundig. Und hätte sie selber sich ihren Zustand verheimlichen wollen, sie konnte es nicht. Näherte sie sich einem Spiegel, beschlug er sich, als teilte ihr Fieber sich den Dingen mit und als genügte ihr bloßer Anblick, die Gegenstände zu erschrecken, die sie nicht einmal berührte; kaum betrat sie ein Zimmer, so zersprangen die Kristallgegenstände in den Vitrinen. Ihr schönes Gesicht wurde aschfahl, und ihre Züge verzerrten sich zu immer gräßlicheren Fratzen. Rührten ihre Hände einen Stoff an, so zerrissen sie ihn; sprach sie, so überfielen ihre Worte einen wie ein Wirbelsturm, und man fühlte sich wie von einer rasenden Naturkraft bedroht. Man geriet ganz durcheinander, wenn man sie so sah, wie bei plötzlichen Wetterstürzen oder jenem Wechsel von Tosen und Stille, wie er Katastrophen vorauszugehen pflegt. Allerdings muß ich sagen, daß sich, nachdem mehrere solche Gewitter über uns hinweggegangen waren, eine Art Beruhigung einzustellen schien. Hatte meine Schwiegertochter ein Linderungsmittel, ein Heilmittel gefunden? Vor dem Abendessen, das bald nach dem Eintreffen ihres Mannes gerichtet wurde, schien sie zwar immer noch verstört, aber bis zu dem Augenblick, da sie sich mit ihm zurückzog, wurde sie zusehends kälter, und wenn sie mir, ehe wir uns trennten, den Gutenachtkuß gab, fühlte ich, daß ihr Gesicht wie Eis war. Eines Tages begriff ich, daß sie ein Rauschgift nahm, um der drohenden Qual zu entrinnen. Wenn dann mein Sohn sich in sein Bett legte, Monsieur, so fand er bei ihr kein Entgegenkommen, auch keinen sonderlichen Widerstand, sondern eine Tote, weniger eine Frau als ein Marmorbild. Die Betäubungsmittel enthoben sie zumindest der Nötigung, ihn zu sehen, ihn atmen zu hören, und so entrann sie seiner verhaßten Berührung. Dank dieser wunderbaren List fand das Haus eine Zeitlang ein wenig Ruhe, aber ob nun eines Abends das Rauschmittel nicht zur Hand war oder ob mit einemmal, weil es sich durch die Gewohnheit verbraucht hatte, die Wirkung ausblieb - kurzum, der Orkan, der uns mitten in der Nacht überraschte, war nur desto schrecklicher. Gräßliche Schreie drangen aus dem ehelichen Schlafzimmer zu mir herauf, und von meinem Fenster aus sah ich alsbald meinen Sohn, der unbekleidet durch den Garten irrte. Anderntags war sein Gesicht von Kratzwunden bedeckt.   - Marcel Jouhandeau, Meine Reinheit. In: M. J., Chaminadour. Reinbek bei Hamburg 1964

Abkühlung (8)  Mit der Expansion und Abkühlung des Universums nahmen die Energien in seinen inneren Bereichen - einem dichten Inferno von Strahlung und Partikeln - ab. Jedesmal wenn die Energie unter einen bestimmten kritischen Wert sank, kam es zu einem jener Phasenübergänge, in dem sich die Kräfte aufspalteten. Die Gesetze der Physik wurden schrittweise weniger symmetrisch.

Die Schwerkraft schied vermutlich aus der urtümlichen Einheit der Kräfte aus, als das Universum 1043 Sekunden alt und 1030 Grad heiß war. Das war die erste Trennung. Danach galten im Universum zwei Regeln: die der Schwerkraft und die der GUTs [Große Vereinheitlichte Theoien]. Als nächstes spaltete sich die starke Kraft ab, und schließlich fielen auch die schwache und die elektromagnetische Kraft auseinander. Als das Universum eine milliardstel Sekunde alt war, tummelten sich gemäß der SU-(5)-Theorie vier Kräfte und siebzehn Arten von Elementarteilchen im erblühenden Universum. Nach diesem Programm zerfiel bei der zweiten Trennung die Große Vereinheitlichte Kraft in die starke und die elektro-schwache Kraft, und zwar als das Universum 1035 Sekunden alt und so groß wie eine Grapefruit war.  - Dennis Overbye, Das Echo des Urknalls. München 1993

 

Kälte Abschrecken

 

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