bkochen  Das Wasser in dem großen Topf begann zu sieden.

»Weißt du, ich hab's ihm doch versprochen —« Seine Augen folgten ihrer Hand, die die Schildkröte aus der Schachtel hob und sie in das kochende Wasser gleiten ließ. Der Mund blieb ihm offenstehen. »Mama!«

»Was ist? Was soll das?«

Mit offenem Mund starrte Victor auf die Schildkröte.

Die kleinen Beine versuchten, die steile Topfwand hinaufzuhasten. Sie öffnete das Maul, die Augen blickten Victor einen Augenblick gerade ins Gesicht, qualvoll bog sich der Kopf zurück, das offene Maul sank in das siedende Wasser - dann war es aus. Die Schildkröte war tot. Er trat näher heran. Die vier kleinen Beine, der Schwanz und der Kopf hatten sich im Wasser lang ausgestreckt. Er blickte seine Mutter an.

Sie trocknete sich die Hände an einem Handtuch. Jetzt warf sie ihm einen Blick zu, hob die Hände an die Nase, sagte: »Uhhh« und hängte das Tuch wieder auf.

»Warum hast du sie so totgemacht - mußte das sein?«

»Wie denn sonst? So werden auch Krebse getötet, wußtest du das nicht? Das tut ihnen nicht weh.«   - Patricia Highsmith, Die Schildkröte. In: P.H., Gesammelte Erzählungen. Zürich 1973

Abkochen (2) Der Zar ließ dem Soldaten sagen, er möge sich zur Trauung fertigmachen, und schickte zu ihm zwölf große Wagen nach dem Golde. Der Soldat forderte das Teufelchen zu sich und befahl: »Hier sind zwölf große Wagen, sofort sollen sie alle mit Gold beladen sein!« Das Teufelchen lief in den See, und dann fing dort bei ihnen die Arbeit an: der eine trug einen Sack, der andere zwei; mit flinker Hand wurden die Fuhren beladen und zum Zaren in den Palast geschickt. Von dieser Zeit an ward der Zar heiter und rief den Soldaten wohl jeden Tag zu sich, setzte ihn an den gleichen Tisch, trank und aß mit ihm. Und während sie alles zur Hochzeit vorbereiteten, vergingen gerade die fünf zehn Jahre, und die Frist des Dienstes lief für den Soldaten ab. Er rief das Teufelchen zu sich und sprach: »Jetzt ist meine Dienstzeit um; mach mich wieder zu einem schmucken Burschen.« Das Teufelchen zerhackte ihn in kleine Stücke, warf ihn in einen Kessel und ließ ihn kochen; es kochte ihn ab, nahm ihn heraus und legte alles zusammen, wie sich's gehört; Knochen zu Knochen, Gelenk zu Gelenk, Sehne zu Sehne; dann spritzte es das Wasser des Todes und des Lebens darauf, und der Soldat stand da als ein so schmucker Bursch, daß es weder im Märchen zu erzählen, noch mit der Feder zu beschreiben ist. Er heiratete die jüngste Zarentochter, und sie lebten glücklich und zufrieden und mehrten Hab und Gut.  - Russische Volksmärchen. Hg. Reinhold Olesch. München  1959 (Diederichs, Märchen derWeltliteratur)
 
 

Zubereitung Kochen

 

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