bgebrühtheit    »Mr. Wargrave, haben Sie etwas dagegen einzuwenden, eine Aussage darüber zu machen, was Sie gleich nach dem Ende des Schuljahres gemacht haben?«

»Nicht im geringsten«, entgegnete Wargrave gelassen, »soweit ich mich noch daran erinnern kann. Zuerst allerdings möchte ich doch eine Frage stellen. Haben Sie mich im Verdacht, Miß Waterhouse ermordet zu haben. Oder haben Sie das nicht?«

Und er schickte ein Lächeln zu dem Oberinspektor hinüber, in dem nicht eine Spur von Humor lag.

Vielleicht zum erstenmal in seinem dienstlichen Leben war Moresby bis zu einem gewissen Grad sprachlos. Es war der Gebrauch des Wortes ›Ermorden‹, der dieses Phänomen ausgelöst hatte. Mörder ›morden‹ niemals. Es mag sein, daß jemand mordet, sie selbst tun es nicht. Sie ›erschlagen‹ vielleicht, manchmal ›töten‹ sie auch, doch niemals, niemals ›morden‹ sie. Moresby wußte, daß der Gebrauch des Wortes in diesem Fall ein Bluff war, aber es war eine Form des Bluffs, an die er nicht gewohnt war. Seine Überzeugung, daß dieser Wargrave ein abgebrühter Kunde war, wurde dadurch nur bestätigt.

Er beantwortete die Frage nicht direkt.

»Es gehört zu unserer Routine, Sir, daß jeder, der kurz vor dem Verbrechen mit einer ermordeten Person in Verbindung gestanden hat, uns über seine oder ihre Handlungen während der Tatzeit Auskunft geben soll. Es ist also keine Sache des Verdachts, wenn ich Sie darum bitte. Ich werde später noch ein Dutzend solcher Aussagen im Zusammenhang mit dem Tod von Miß Waterhouse einholen.«

»Ich verstehe völlig«, sagte Wargrave und lächelte abermals. Moresby hatte keine Schwierigkeiten, dieses Lächeln zu interpretieren. Es sagte ganz schlicht und einfach: Nun, du weißt, daß ich es getan habe, und ich weiß, daß ich es getan habe, aber du wirst es mir niemals, niemals beweisen können, guter Mann.- Anthony Berkeley, Der Kellermord. München 1979 (zuerst 1932)

 

Gemüt

 

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