bfuhr  Worauf beruht eigentlich die Situation eines zweitrangigen Schriftstellers, wenn nicht auf einer einzigen, riesigen Abfuhr? Die erste und erbarmungslose Abfuhr verpaßt ihm der gewöhnliche Leser, der sich ganz entschieden nicht an seinem Werk ergötzen will. Die zweite und schändliche Abfuhr verpaßt ihm seine eigene Wirklichkeit, die er nicht auszudrücken verstand. Doch die dritte Abfuhr und Tracht Prügel, die schändlichste von allen, wird ihm von Seiten der Kunst verpaßt, bei der er Zuflucht suchte, die aber seine Unfähigkeit und Unzulänglichkeit verachtet. Und das macht das Maß der Schande voll bis zum Rande. Hier beginnt die komplette Obdachlosigkeit. Dies macht, daß der Zweitrangige zum Objekt allseitigen Gespötts wird im Kreuzfeuer der Abfuhr. Wahrhaftig, was soll man noch von einem Menschen erwarten können, der dreimal eine Abfuhr erlitten hat, und jedesmal schändlicher?

Sollte ein derart fertiggemachter, erledigter Mensch nicht verreisen, sich irgendwo verstecken, um sich nicht mehr sehen zu lassen? Kann eine am hellichten Tage herumstolzierende, nach Ehren lechzende Unzulänglichkeit als gesund gelten, oder mußte sie nicht die Natur zum Schluckauf reizen?

Doch vor allem sagt mir erst einmal, ob eurer Meinung nach Butterbirnen besser und saftiger sind als Ananasbirnen, oder seid ihr eher geneigt, diesen den Vorzug vor jenen zu geben? Und liebt ihr es, bequem in einem Rohrfauteuil auf der Veranda zu sitzen und sie zu verzehren5 Schande, Schande, meine Herren, Schande und nochmals Schande! Ich bin kein Philosoph noch Theoretiker, nein - von euch spreche ich, an euer Leben denke ich dabei, begreift doch, nur eure eigene, persönliche Situation ist es, die mich quält. Davon kann man sich nicht losmachen. O dies Unvermögen, die Nabelschnur zu durchschneiden, die mit der menschlichen Abfuhr verbindet! Eine abgeschmetterte Seele - unberochene Blume - Bonbons, die schmecken wollten und nicht schmeckten - verschmähte Frau - stets haben sie mir einen geradezu physischen Schmerz verursacht; nicht ausstehen kann ich solche Nichtbefriedigung, und wenn ich einem der Künstler in der Stadt begegne und sehe, wie die gewöhnliche Abfuhr seiner Existenz zugrunde liegt, wie bei ihm jede Bewegung, Wort, Glaube, Enthusiasmus, Komma, Beleidigung, Hochmut, Mitleid, Schmerz nach gewöhnlicher unangenehmer Abfuhr stinkt, schäme ich mich. - (fer)

 

Verlierer Nein

 

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