bendfieber
Die vierundzwanzigstündige Periode, welche durch die regelmäßige
Umdrehung unsres Erdkörpers auch allen seinen Bewohnern mitgeteilt wird, zeichnet
sich besonders in der physischen Ökonomie des Menschen aus. In allen Krankheiten
äußert sich diese regelmäßige Periode, und alle ändern so wunderbar pünktlichen
Termine in unsrer physischen Geschichte werden im Grunde durch diese einzelne
vierundzwanzigstündige Periode bestimmt. Sie ist gleichsam die Einheit der Naturchronologie.
-Nun bemerken wir, je mehr sich diese Periode mit dem Schluß des Tages ihrem
Ende nähert, desto mehr beschleunigt sich der Pulsschlag, und es entsteht ein
wirklich fieberhafter Zustand, das sogenannte Abendfieber, welches jeder
Mensch hat. Höchstwahrscheinlich trägt der Zutritt des neuen Chylus
ins Blut etwas dazu bei. Doch ist's nicht die einzige Ursache, denn wir finden's
auch bei Kranken, die nichts genießen. Mehr noch hat sicher die Abwesenheit
der Sonne und die damit verbundene Revolution in der Atmosphäre Anteil. Eben
dieses kleine Fieber ist die Ursache, warum nervenschwache Menschen sich abends
geschickter zur Arbeit fühlen als am Tage. Sie müssen erst einen künstlichen
Reiz haben, um tätig zu werden, das Abendfieber ersetzt hier die Stelle des
Weins. Aber man sieht leicht, daß dies schon ein unnatürlicher Zustand ist.
Die Folge desselben ist, wie bei jedem einfachen Fieber, Müdigkeit, Schlaf und
Krisis durch die Ausdünstung, welche im Schlaf geschieht. Man kann daher mit
Recht sagen: Jeder Mensch hat alle Nacht seine kritische Ausdünstung,
bei manchen mehr, bei manchen weniger merklich, wodurch das, was den Tag über
Unnützes oder Schädliches eingeschluckt oder in uns erzeugt wurde, abgeschieden
und entfernt wird. Diese tägliche Krisis ist jedem Menschen nötig und zu seiner
Erhaltung äußerst unentbehrlich; der rechte Zeitpunkt derselben ist der, wo
das Fieber seinen höchsten Grad erreicht hat, das ist der Zeitpunkt, wo die
Sonne gerade im Zenit unter uns steht, also die Mitternacht.
Was tut nun der, der dieser Stimme der Natur, die in diesem Zeitpunkt zur Ruhe
ruft, nicht gehorcht, der vielmehr dieses Fieber, welches das Mittel zur Absonderung
und Reinigung unsrer Säfte werden sollte, zu vermehrter Tätigkeit und Anstrengung
benutzt? Er stört die ganze wichtige Krise, versäumt den kritischen Zeitpunkt,
und gesetzt, er legt sich nun auch gegen Morgen nieder, so kann er doch nun
schlechterdings nicht die ganze wohltätige Wirkung des Schlafs in dieser Absicht
erhalten, denn der kritische Zeitpunkt ist vorbei. Er wird nie eine vollkommene
Krise, sondern immer nur unvollkommene haben, und Ärzte wissen, was dieses sagen
will. Sein Körper wird also nie vollkommen gereinigt.
- (
huf
)
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