benddämmerung     Eine Stunde lang bedeckte prunkender, toll gewordener Scharlach den ganzen Himmel, dann stieg aus den Bäumen und vom Boden Grün in zitternden Streifen auf und erwartete die ersten Sterne. Und dann wurde das Firmament erst grau und dann wieder rot, aber es war jetzt ein mattes Rot und dauerte nicht lange. Das war der Ausklang. Alle Farben sanken wieder in den Wald hinab, in stumpf gewordenen Fetzen wie Flittergold an Theaterkostümen nach der hundertsten Wiederholung. Das wiederholte sich täglich um punkt sechs Uhr abends.

Dann begannen die Nacht und ihre Ungeheuer ihren Tanz zur Begleitmusik, die Zehntausende von Kröten anstimmten.

Der Wald hat dieses Zeichen nur abgewartet, und schon beginnt es aus allen seinen Tiefen zu zittern, zu pfeifen und zu brüllen. Wie aus einem riesenhaften, überfüllten Bahnhof ohne Licht, in den sich lauter Liebespaare geflüchtet haben. Die ganzen Bäume sind mit noch lebendigem Fraß, verkrümmten Erektionen und anderen Scheußlichkeiten vollgepfropft.   - (reise)

Abenddämmerung (2)  Gerade auf Messers Schneide, hier in der Rue Rossini, kommt das beste Gefühl zu Slothrop, das die Abenddämmerung in einer fremden Stadt bringen kann: genau dort, wo das Licht des Himmels dem Licht der elektrischen Straßenlampen die Waage hält, kurz vor dem ersten Stern, etwas wie ein Versprechen von Ereignissen, für die es keine Ursachen geben wird, von Überraschungen, von Richtungen, die rechtwinklig liegen werden zu allen Kursen, die ihn sein Leben bislang gesteuert hat.  - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei Hamburg 1981
 
 

Dämmerung

 

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