Abbitte

BALLADE IN DER V1LLON
JEDERMANN ABBITTE LEISTET.

Die Mönche, Nonnen, Ablaßbeter,
die Priester, tonsurierten Schädel,
die Modegecken, Pflastertreter,
die lieben kleinen süßen Mädel
in ihren hübschen engen Kleidern,
die jungen Herrn, so fesch und fein
in Mänteln von den besten Schneidern —
ich bitte sie, mir zu verzeihn.

Die Mädchen, die die Brüste zeigen,
um leichter Männer zu erwischen,
die Strolche, die nach Händeln äugen,
die Gaukler, die nach Diebstahl fischen,
die Lumpen, Dirnen, Hurentreiber,
die Tagediebe, Vogelfrei'n,
die Mordgesellen, Gauner, Räuber —
ich bitte sie, mir zu verzeihn.

Nicht so die Wachsoldatenhunde,
die jeden Abend, jeden Morgen
nur Rinde ließen meinem Munde,
auch sonst verursacht Mühn und Sorgen.
Ich möchte gerne sie verfluchen,
obgleich ich sterbenskrank.   Allein
um weitre Händel nicht zu suchen,
bitt ich auch sie, mir zu verzeihn.

GELEIT.

Man schlage ihnen ihre Fressen
mit schweren Eisenhämmern ein.
Im übrigen will ich vergessen,
und bitte sie, mir zu verzeihn.

- François Villon, nach: F. V., Lieder und Balladen. Zürich 1987 (Übs. K. L. Ammer, zuerst 1907)

 

Bitte Reue Verzeihen

 

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