bart  In der menschlichen Natur finden sich niemals rühmliche Eigenschaften, ohne daß zugleich Abartungen derselben durch unendliche Schattierungen bis zur äußersten Unvollkommenheit übergehen sollten. Die Eigenschaft des Schrecklicherhabenen, wenn sie ganz unnatürlich wird, ist abenteuerlich. Unnatürliche Dinge, in so ferne das Erhabene darin gemeinet ist, ob es gleich wenig oder gar nicht angetroffen wird, sind Fratzen. Wer das Abenteuerliche liebt und glaubt, ist ein Phantast, die Neigung zu Fratzen macht den Grillenfänger. Anderer Seits artet das Gefühl des Schönen aus, wenn das Edle dabei gänzlich mangelt, und man nennet es läppisch. Eine Mannsperson von dieser Eigenschaft, wenn sie jung ist, heißt ein Laffe; ist sie im mittleren Alter, so ist es ein Geck. Weil dem höheren Alter das Erhabene am notwendigsten ist, so ist ein alter Geck das verächtlichste Geschöpf in der Natur, so wie ein junger Grillenfänger das widrigste und unleidlichste ist. Scherze und Munterkeit schlagen in das Gefühl des Schönen ein. Gleichwohl kann noch ziemlich viel Verstand hindurchscheinen, und in so ferne können sie mehr oder weniger dem Erhabenen verwandt sein. Der, in dessen Munterkeit diese Dazumischung unmerklich ist, faselt. Der beständig faselt, ist albern. Man merket leicht, daß auch kluge Leute bisweilen faseln, und daß nicht wenig Geist dazu gehöre, den Verstand eine kurze Zeit von seinem Posten abzurufen, ohne daß dabei etwas versehen wird. Derjenige, dessen Reden oder Handlungen weder belustigen noch rühren, ist langweilig. Der Langweilige, in so ferne er gleichwohl beides zu tun geschäftig ist, ist abgeschmackt. Der Abgeschmackte, wenn er aufgeblasen ist, ist ein Narr.  

Man bemerkt bald, daß diese ehrwürdige Gesellschaft sich in zwei Logen teile, in die der Grillenfänger und die derer Gecken. Ein gelehrter Grillenfänger wird bescheidentlich ein Pedant genannt. Wenn er die trotzige Weisheitsmiene annimmt, wie die Dunse alter und neuer Zeiten, so steht ihm die Kappe mit Schellen gut zum Gesichte. Die Klasse der Gecken wird mehr in der großen Welt angetroffen. Sie ist vielleicht noch besser als die erstere. Man hat an ihnen viel zu verdienen und viel zu lachen. In dieser Karikatur macht gleichwohl einer dem andern ein schief Maul und stößt mit seinem leeren Kopf an den Kopf seines Bruders. - Immanuel Kant, Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen (1764)

Abart (2) Wir machen einen Spaziergang durch die Stadt; sie ist ziemlich sauber; da ist keine Ähnlichkeit mehr mit Ägypten. - Verschiedene Negerrassen: manche sehen wie Frauen aus, darunter einer, den ich an der Holzmole getroffen habe (Boden auf Pfahlwerk, der bis auf die Reede hinausgeht); er hatte Brüste, Hüften und den Hintern einer Frau, sein Kopf war von den Schläfen an so schmal, daß er fast eine Pyramide bildete. Ich glaube, bei der Negerrasse gibt es noch mehr Abarten als bei der weißen.   - (orient)

Abart (3)  Ich denke die heutigen Menschen als irgendeine der zufälligen Insektenabarten, die in den langen Zeiten dauernd wechselten. Wenn sie unbrauchbare oder nur zeitweilig brauchbare Wesen waren, wird die Natur sie schon wieder beseitigen. Und vielleicht wird sie etwas anderes schaffen. Es besteht keinerlei Ursache für mich, die Menschen anders als irgendwelche näher zu beschreibende Insekten zu behandeln. - Ernst Fuhrmann, Das Leben der Insekten. Nach (fuhr)

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